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Das tun Landwirte im Muldental für die Bienen

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Der 20. Mai ist der Welttag der Bienen. Bauern aus der Region wollen zeigen, dass auch sie einiges für den Artenschutz  der Insekten tun. Sie pflanzen etwa Blühstreifen, damit die Tiere ausreichend Nahrung finden. 

von Haig Latchinian

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Joachim rukwied
Joachim Rukwied ist der Präsident des Deutschen Bauernverbands. Er hat vor dem Brandenburger Tor Blühstreifen für Bienen gepflanzt.
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Helmut Kohl hätte seine helle Freude gehabt. Auf dem Pariser Platz in Berlin, direkt vorm Brandenburger Tor, wurde jetzt ein symbolischer Blühstreifen gepflanzt. Blühende Landschaften dort, wo einst Mauer und Stacheldraht waren.

„Wir machen das Land bunter“, sagen ausgerechnet jene, denen sonst all zu oft der schwarze Peter zugeschoben wird – die ach so bösen deutschen Bauern um ihren Präsidenten Joachim Rukwied. Mit einem bundesweiten Aktionstag wollen sie zeigen, dass sie eben nicht für Maiswüsten stehen, die viele als Todeszonen für Insekten bezeichnen.

Artenschutz statt Artensterben! Auch Bauern zwischen Böhlitz und Colditz und von Naunhof bis Meltewitz beteiligen sich an der Offensive für Biene & Co. Damit es auch morgen noch summt und brummt, wirbt der Regionalbauernverband Muldental fortan um Blühpaten. Mit einer Spende ab zehn Euro kann jeder dabei sein, sagt Geschäftsführerin Elke Zehrfeld.

Joachim rukwied
Joachim Rukwied ist der Präsident des Deutschen Bauernverbands. Er hat vor dem Brandenburger Tor Blühstreifen für Bienen gepflanzt.
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Wollen die Bienen retten: Thomas Opolka, Steffen Richter, Elke Zehrfeld, Tobias Zehrfeld-Scheringer, Philipp Grohmann (v.l.)
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In den vergangenen zwei Wochen verteilten Muldentaler Bauern bei ihren Hoffesten kostenlos rund 200 Tüten mit Bienenblühmischung. „Wieso sollte eine siebte Klasse aus der Schule X in der Stadt Y mancher Brachfläche nicht zu neuer Blüte verhelfen?“, fragt der Mutzschener Landwirt Steffen Richter. So es Lehrer wünschen, gibt er Saatgut gratis ab.

Genau wie seine Kollegen Tobias Zehrfeld-Scheringer in Kleinbardau, Lutz Eilenberg in Machern, Jürgen Wick in Leipnitz, Thomas Opolka in Burkartshain oder Philipp Grohmann in Meltewitz brachte er von Ende März bis Mitte Mai den Samen in den Boden. Und siehe da: Trotz durchwachsenen Wetters sind die Pflänzchen bereits ins Kraut geschossen.

Ölrettich, Gelbsenf, Perserklee, Sommerwicke – die Saat ging auf. Ob an Waldrändern oder Bachläufen, in Sandlöchern oder auf Felskuppen – überall wachsen Blühstreifen heran. Jeder Landwirtschaftsbetrieb, der Agrarförderung beantragt, muss fünf Prozent seiner Fläche für Hecken, Streuobstwiesen oder Feuchtbiotope vorhalten. „Viele unserer Mitglieder tun noch weit mehr als vorgeschrieben für die Artenvielfalt. Auf 100 Hektar grünt und blüht es zusätzlich“, so Elke Zehrfeld.

Weil das Hegen und Pflegen der Blühstreifen viel Geld und Mühe koste, könnten die Blühpaten mit ihren Geldern helfen, zumindest einen Teil des Ertragsausfalls der teilnehmenden Bauern zu kompensieren. Je nachdem, wie viele Spenden eingingen, sei auch denkbar, die blühenden Landschaften noch auszuweiten, kündigt die Colditzerin an.

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Wollen die Bienen retten: Thomas Opolka, Steffen Richter, Elke Zehrfeld, Tobias Zehrfeld-Scheringer, Philipp Grohmann (v.l.)
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Weil das Hegen und Pflegen der Blühstreifen viel Geld und Mühe koste, könnten die Blühpaten mit ihren Geldern helfen, zumindest einen Teil des Ertragsausfalls der teilnehmenden Bauern zu kompensieren. Je nachdem, wie viele Spenden eingingen, sei auch denkbar, die blühenden Landschaften noch auszuweiten, kündigt die Colditzerin an.

Zur Freude der Rehe, Hasen und Fasane, die in den mannshohen Kräutern dringend benötigten Schutz finden. Zur Freude der Rebhühner, die in Ruhe brüten sollen. Zur Freude nicht zuletzt auch der Bienen, die Honig sammeln und – sofern es Tau gibt – auch ihre durstigen Arbeiter im Bienenstock mit Wasser versorgen können.

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Landwirtin Christiane Treffler wurde im vorigen Jahr offiziell als „bienenfreundlicher Betrieb“ ausgezeichnet.
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Wer wüsste das besser als Christiane Treffler. Die Landwirtin wurde auf Vorschlag des Imkervereins Grimma im vorigen Jahr offiziell als „bienenfreundlicher Betrieb“ ausgezeichnet. Zwischen Grimma und Trebsen blüht es bei ihr auf insgesamt 30 Hektar. Nicht am Stück, sondern an 25 verschiedenen Stellen. Die kleinste Fläche ist ungefähr so groß wie ein Minifußballfeld.

Die Grimmaerin ärgert es, wenn Landwirte unter Generalverdacht gestellt werden, Artenkiller Nummer 1 zu sein. Sie tue einiges für den Schutz der Tierchen und mache sich damit nicht nur Freunde: „Wenn etwa Sonnenblumen in der Mischung stehen und im Herbst verblühen, empfinden das einige Neunmalkluge als unansehnlich. Dabei ist alles so gewollt: In den kahlen Stängeln überwintern die Insekten, die Samenstände sind die perfekten Leckerli für die Vögel.“

Statt auf die bösen Landwirte zu zeigen, solle sich jeder erst einmal an die eigene Nase fassen, sagen die Bauern: „Wer hat schon noch einen Obst- und Gemüsegarten?“ Steingärten würden immer beliebter. Dazu kämen eine Betonfläche für die beiden parkenden Autos und eine Terrasse für den Grill. „Bleibt nur noch Platz für eine winzige Wiese. Und der Rasenroboter trimmt das Gras auf maximal fünf Millimeter.“

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Landwirtin Christiane Treffler wurde im vorigen Jahr offiziell als „bienenfreundlicher Betrieb“ ausgezeichnet.
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Steffen Richter und seine Kollegen sind sich einig: „Artenschutz ist auch Selbstschutz.“ Mit Agrarwüsten würde sich der Landwirt ins eigene Fleisch schneiden. Nur durch eine Vielzahl von Früchten sei der Ertragswert des Bodens hoch zu halten. „Wir haben alle Kinder und Enkel, werden irgendwann den Hof übergeben. Da ist es uns wichtig, dass künftige Generationen auch noch ihr täglich Brot haben.“

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Die Dokumentation des Hessischen Rundfunks zeigt, wie Bauern selbst Blühstreifen für Bienen und andere Insekten anlegen können.

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„Die deutschen Bauern haben im vergangenen Jahr mehr als 200.000 Kilometer Blühstreifen als Nahrung für Bienen und zum Erhalt der Artenvielfalt angelegt. Wir wissen, dass auch wir unseren Teil zum Artenschutz beitragen müssen. Deshalb werden es in diesem Jahr sicherlich noch deutlich mehr Blühflächen werden“, sagt der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied.

2018 hatten die Deutschen Bauern rund 117.057 Hektar Blühfläche angebaut. Das entspricht einem fünf Meter breiten blühenden Band von 234.114 Kilometern Länge. Oder einem Band, das knapp sechs Mal um die Erde reicht.

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Im Regionalbauernverband Muldental sind mehr als 70 landwirtschaftliche Betriebe organisiert. Sie bewirtschaften rund 75 Prozent der agrarischen Nutzfläche auf dem Gebiet des ehemaligen Muldentalkreises, die eine Größe von rund 53.000 Hektar aufweist.

Wer helfen will, kann spenden:
Im Regionalbauernverband Muldental sind mehr als 70 landwirtschaftliche Betriebe organisiert. Sie bewirtschaften rund 75 Prozent der agrarischen Nutzfläche auf dem Gebiet des ehemaligen Muldentalkreises, die eine Größe von rund 53 000 Hektar aufweist.

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