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Wurzener hütet das Friedenslicht von Bethlehem

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Die Wurzeln der Pfadfinder reichen in Wurzen genau 100 Jahre zurück. In Nazizeit und DDR verboten, gründete sich der Stamm St. Wenceslai 2003 neu. Der 16-jährige Ruben Winkelmann ist aktives Mitglied. Er hat derzeit eine besondere Aufgabe. Er soll das Friedenslicht von Bethlehem hüten, das per Flugzeug nach Wien und weiter mit dem Zug nach Sachsen gebracht wurde.

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Ruben Winkelman aus Wurzen hütet das Friedenslicht aus Bethlehem. Oben: Als Pfadfinder darf man auch mal Spaß haben.
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Das graue Hemd mit allerlei Aufnähern sei keine Uniform, sondern seine Kluft. Ruben Winkelmann ist der Unterschied wichtig. Der 16-Jährige würde nie zur Armee gehen. Den Dienst an der Waffe lehnt er ab. Er stutzt kurz. „Naja, auch wir Pfadfinder sind nicht ganz unbewaffnet“, spielt er mit Augenzwinkern auf das Messer an. Aber das diene ihm und seinen Freunden ausnahmslos als Werkzeug, sei nicht genehmigungspflichtig, falle genau wie das Halstuch unter Traditions- und Brauchtumspflege.

Als Mitglied des Stammes St. Wenceslai trägt er derzeit eine besondere Verantwortung. Er hütet das Friedenslicht aus Bethlehem. Das Flämmchen in der großen Laterne darf nicht ausgehen. Entsprechend groß muss der Vorrat an Kerzen sein. Am Tag vor Heilig Abend veranstalten seine Pfadfinder 10 Uhr in der Wurzener Wenceslaikirche einen Gottesdienst. „Danach können die Besucher das Licht mit nach Hause tragen“, bestätigt Pfarrer Alexander Wieckowski.

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Ruben Winkelman aus Wurzen hütet das Friedenslicht aus Bethlehem. Oben: Als Pfadfinder darf man auch mal Spaß haben.
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In der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem wird das Friedenslicht entzündet.
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Vom Vergleich mit den Schildbürgern, die den Sonnenschein in Eimer schaufelten, um im Rathaus für Licht zu sorgen, hält Ruben nichts: „Es ist doch ein ganz besonderes Licht. Es kommt direkt aus der Geburtsgrotte Jesu.“ Der Wurzener sieht das Licht als Friedenssymbol, das gerade im Zeitalter von Kriegen und Konflikten nötiger denn je sei. „Frieden braucht Vielfalt – zusammen für eine tolerante Gesellschaft“, sei nicht umsonst das Motto der diesjährigen Aktion. Bei ihm jedenfalls würden die Kerzen bis ins neue Jahr hinein leuchten. Auf dass auch anderen ein Licht aufgehen möge.

Ganz allein war der Junge am vergangenen Wochenende nach Dresden gefahren. Bei der sogenannten Aussendungsfeier in der dortigen katholischen Hofkirche gab es das Friedenslicht aus Bethlehem zum Mitnehmen. Ruben hatte zunächst alle Hände voll zu tun: Zusammen mit befreundeten Pfadfindern musizierte er. Er spielt Gitarre in der Schülerband. Im Anklang an das Lichtwer-Gymnasium heißt sie „Lightwarez“.

Da ist es wieder – das Licht. Für Pfadfinder lebensnotwendig. Oft sitze man abends am Lagerfeuer. Die Zelte würden so gebaut, dass man auch im Innern Feuer machen könne. Entsprechend gibt es keine Bodenplane und ist ein Loch für den Rauchabzug vorgesehen. Zum Verband Christlicher Pfadfinder (VCP) kam Ruben über seinen Vater. Der ist Gemeindepädagoge und hatte den traditionsreichen Wurzener Stamm nach der Wende wiederbelebt.

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In der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem wird das Friedenslicht entzündet.
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Das steckt hinter dem Friedenslicht aus Bethlehem
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Stefan Winkelmann vom Leiterteam weiß, dass Sachsen damals Hochburg der Pfadfinderbewegung war. Allein in Wurzen reichen die Wurzeln zurück bis 1918. Im Dom-Archiv entdeckte der Gemeindepädagoge eine Fahne von 1932.

Heimatfreundin Gertraud Lehne, heute 78, verfasste aus Anlass von 810 Jahren Dehnitz eine Broschüre. Darin schreibt sie, dass Wurzener Pfadfinder 1928 auf den Grundmauern der wüsten Kirche zwischen Dehnitz und Oelschütz eine Hütte errichteten, in der sie sich getroffen hatten. Unter den Nationalsozialisten waren die Pfadfinder verboten, die Hütte wurde abgerissen. Als sich der Wurzener Stamm 2003 neu gegründet hatte, waren auch die hochbetagten Pfadfinder Schindler und Bauer anwesend.

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Als Fünfjähriger bekam Ruben sein erstes Halstuch. Der dreieckige blaue Stoff, so erklärt der junge Mann, sei je nach Alter mit verschiedenfarbigem Saum versehen. Bei den Jüngsten, den Wölflingen, sei er orange-rot, bei den Jungpfadfindern hellgrün, bei den Pfadfindern dunkelgrün und bei den Betreuern lila. Ruben verbindet die Enden des Tuches geschickt zum Freundschaftsknoten. Sein Halstuch ist blau-bordeauxrot. Ein solches tragen die 16- bis 20-jährigen Rover (Jungs) und Ranger (Mädchen).

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Neue Interessenten sind bei den Pfadfindern jederzeit willkommen.
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Die Großen kümmern sich um die Kleinen. Nur einer der Grundsätze der Jugendbewegung. Einmal im Monat treffen sich die etwa 40 Pfadfinder des Stammes St. Wenceslai. An den Sonnabenden wird gestromert, gekocht, gelacht. Interessenten sind jederzeit willkommen. Die Kirchgemeinde vermittele den Kontakt, sagt Pädagoge Stefan Winkelmann. Um Stangenholz für die Zelte aufzutreiben, fällen Pfadfinder sogar Bäume – natürlich nur in Begleitung eines Erwachsenen mit Motorsägeschein und nach Erlaubnis des betreffenden Waldbesitzers.

Der VCP ist ein christlicher Jugendverband, was nicht bedeute, dass Konfessionslose ausgeschlossen seien. Pfadfinder-Gründer Robert Baden-Powell, die Jugendlichen nennen ihn nur BiPi, verstand sich als Christ. Ihn interessierten jedoch weniger theoretische Lehrsätze. Wahrer Glaube zeigte sich für BiPi vielmehr in der Bereitschaft zum Dienst am Nächsten. Ruben überlegt eine Weile, als er gefragt wird, ob er an Gott glaubt. Er sei noch in der Findungsphase, sagt er. „Auf jeden Fall denke ich an Gott.“ Er sei nicht mit allem einverstanden, was in der Kirche gesagt werde.

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Neue Interessenten sind bei den Pfadfindern jederzeit willkommen.
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Es sei das erste Mal, dass er das Licht von Bethlehem rund um die Uhr hüte, sagt der Junge. In den Vorjahren mussten er und die Seinen noch zur List greifen. „Wir hielten das Feuerzeug an die brennende Kerze. Als wir das Gas betätigten, sprang das Licht von Bethlehem über und befand sich nun – zumindest symbolisch – im fortan magischen Feuerzeug. So konnten wir die Kerze abends auspusten und morgens wieder anzünden.“

Diesmal ist alles anders. Das originale Licht aus dem heiligen Land brennt und brennt und brennt. Und wenn es nicht ausgegangen ist, brennt es noch heute.

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Im Jahr 1986 entstand im oberösterreichischen Landesstudio des Österreichischen Rundfunks (ORF) die Idee, die mittlerweile eine Lichtspur durch ganz Europa gezogen hat: Ein Licht aus Bethlehem soll als Botschafter des Friedens durch die Länder reisen und die Geburt Jesu verkünden. Das Licht ist das weihnachtliche Symbol schlechthin. Mit dem Entzünden und Weitergeben des Friedenslichtes erinnern die Christen an die weihnachtliche Botschaft und an ihren Auftrag, Frieden unter die Menschen zu bringen.

Jedes Jahr wird das Friedenslicht in den Wochen vor Weihnachten von einem oberösterreichischen Kind in der Geburtsgrotte Jesu entzündet. In diesem Jahr fiel die Wahl auf den elfjährigen Niklas Lehner aus Vorchdorf im Bezirk Gmunden: „Frieden fängt für mich im Kleinen an. Man soll in der Familie nicht streiten und es soll auch keinen Krieg geben“, sagt Niklas Lehner. Der Junge ist mit Leib und Seele Pfadfinder. „Niklas steht für das, wofür das Friedenslicht bei uns steht: Menschen Freude zu bereiten und sie für den Frieden zu begeistern“, betont Pfadfinderleiter Peter Repczuk aus Vorchdorf.

Von Bethlehem in Israel aus brachte eine Maschine der österreichischen Fluggesellschaft Austrian Airlines das Licht in einer explosionssicheren Lampe nach Wien. Dort wurde es am dritten Adventswochenende in alle Orte Österreichs und in die meisten europäischen Länder gesandt. In Deutschland, Tschechien, Italien und der Schweiz haben sich besonders engagierte Partner gefunden. Vor allem die Pfadfinder sorgen dafür, dass das Friedenslicht in den meisten europäischen Ländern verbreitet wird und sogar seinen Weg in die USA gefunden hat.

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Die Pfadfinderbewegung, die größte Jugendbewegung der Welt, wurde 1907 begründet. Ihr eigentlicher Ausgangspunkt jedoch war die Belagerung der Stadt Mafeking im Burenkrieg in Südafrika (1899/1900). Dort setzte der britische Oberst Robert Baden-Powell während der Verteidigung Jungen für Botendienste ein und beobachtete, dass sie bereit und fähig waren, Verantwortung zu übernehmen und Strapazen zu meistern. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg schrieb er darüber einen Bestseller. Einige Jahre später veranstaltete er auf der Insel Brownsea ein Jugendlager. Die Jungen wurden in Gruppen mit Anführern eingeteilt. Jeder Anführer trug die volle Verantwortung für seinen Trupp.

Baden-Powell, Begründer der Pfadfinderbewegung, achtete streng darauf, dass alle Arbeiten im Lager, Ausbildung und Spiel gemeinsam erfolgten. Dabei saßen Söhne von Adligen und Arbeitern zusammen. Gerade dieses „klassenlose“ Miteinander überraschte und faszinierte die britische Öffentlichkeit. Die Kunde von den Pfadfindern verbreitete sich schnell in vielen Ländern. Mädchen und Jungen lernten in Jugendcamps in Gemeinschaft zu leben, zu arbeiten, Verantwortung zu übernehmen und sich mit Problemen auseinanderzusetzen. Die Pfadfinderbewegung ist offen für Menschen aus allen Kulturen und Glaubensbekenntnissen.

Der Schutzpatron der Pfadfinder ist der Ritter St. Georg. Nach seinem Vorbild sollen Pfadfinder ritterlich und ehrlich handeln, anderen Menschen Freund sein, Hilfsbedürftige und Schwache unterstützen und die Umwelt schützen. Das Abzeichen der männlichen Pfadfinder ist eine Lilie, das der weiblichen ein Kleeblatt. Zur Pfadfinderbewegung gehören weltweit rund 40 Millionen Kinder und Jugendliche in über 200 Ländern. Etwa 300 Millionen Menschen waren bis heute Teil der Pfadfinderbewegung

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Die Doku zeigt, wie das Leben eines Pfadfinders aussieht.
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Kapitel 1 Das Friedenslicht kommt nach Wurzen

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Kapitel 2 Das Friedenslicht

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Kapitel 3 Die Pfadfinderbewegung

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