LVZ-Serie Luthers Thesen
Das Lutherjahr 2017 ist in vollem Gange
und neigt sich seinem Höhepunkt am
31. Oktober 2017 entgegen.
Dann jährt sich der folgenreiche
Thesenanschlag zum 500. Mal.
Doch wie aktuell sind Luthers
Forderungen ein halbes Jahrtausend
nach der Spaltung der Kirche noch?
Auf der Suche nach Antworten wird die Seite jeden zweiten Tag um ein Video ergänzt. Darin erzählen Menschen, was sie mit Luthers Thesen heute noch verbinden ...
Wittenberg Stefan Rhein Der Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt (59) über Martin Luther
"Ich habe eine ganz besondere Beziehung zu Luther, da ich Katholik bin. Ich bin täglich fasiziniert und noch nicht satt von Luther. Es gibt schöne Seiten an ihm. Ein Beispiel ist, wie er als Ehemann agierte. Er war nicht der Typ deutsche Eiche, kein grober Klotz. Er war ein ganz sensibler Beobachter. Gerade der Alltagsmensch Luther ist mir in den letzten Jahren durch die Lektüre seiner Briefe und Schriften sehr nahe gekommen."
Spurensuche in Wittenberg ... ... auf in die Lutherstadt
Spurensuche in Wittenberg ...
Leipzig Klaus Fitschen Der Kirchenhistoriker der Uni Leipzig (56) über Martin Luther
"Für mich – und ich bin Christ und Theologe – ist Martin Luther zuerst der Erneuerer des christlichen Glaubens und der Kirche:
Luther hat die Kirche von klerikaler Selbstbeweihräucherung und scheinbar unhinterfragbarem Dogmatismus befreit.
Luther hat die Botschaft des Evangeliums neu entdeckt: Wir müssen und können uns die Liebe Gottes nicht verdienen.
Luther ist ein Vorbild dafür, dass man für seine Überzeugungen einstehen muss: 'Hier stehe ich, ich kann nicht anders!'"
Gottes Verachtung gilt dem, der nicht hilft, aber Ablässe zahlt
Gottes Verachtung gilt dem, der nicht hilft, aber Ablässe zahlt
Ablässe waren vom Papst vermutlich gar nicht gewollt
Ablässe waren vom Papst vermutlich gar nicht gewollt
Altenburg Birgit Kriesche Die Schulleiterin des Spalatin-Gymnasiums (49) über Martin Luther
"Ich bin durch den DDR Fernseh-Mehrteiler 'Martin Luther' auf den Reformator aufmerksam geworden. Seine Geschichte hat mich damals tief beeindruckt und tut es bis heute. Durch ihn bin ich zum Glauben gekommen."
Die Bußsatzungen gelten für die Lebenden
Die Bußsatzungen gelten für die Lebenden
Selbst der Papst irrt in Sachen Ablasshandel
Selbst der Papst irrt in Sachen Ablasshandel
Das Verhalten des Papstes machte ihn anfechtbar
Das Verhalten des Papstes machte ihn anfechtbar
Grimma Gregor Hansel Der katholische Pfarrer (50) über Martin Luther
"Martin Luther ist für mich ein Reformer, der –
bewusst und unbewusst – gute Veränderungen
in der Kirche angeregt hat. Manchmal ist er
übers Ziel hinausgeschossen oder hat die
Kontrolle verloren. Leider wird er heute noch nicht
kritisch genug betrachtet. Man sollte seine Fehler
als solche benennen und korrigieren."
Ablässe können einen Gläubigen nicht von Sünden lossprechen
Ablässe können einen Gläubigen nicht von Sünden lossprechen
Bad Lausick Heike Urban Die Gemeindepädagogin (54) über Martin Luther
„Luther hat vieles begonnen, das noch heute eine Rolle spielt. Er hat gezeigt, dass man nicht nur im Kloster seinen christlichen Glauben ausleben kann. Er hat der Frau eine besondere Rolle zugeschrieben, sie sehr geschätzt und ernst genommen. Er hat Kinder geschätzt. Er hat für Bildung gesorgt. Er hat die Bibel auch für einfache Menschen verständlich gemacht. Wir haben ihm viel zu verdanken.“
Spenden, leihen und helfen, statt Ablässe kaufen
Spenden, leihen und helfen, statt Ablässe kaufen
Wer Irrlehren verbreitet, muss dafür verantwortlich gemacht werden
Wer Irrlehren verbreitet muss dafür verantwortlich gemacht werden
Delitzsch Daniel Senf Der evangelische Pfarrer (44) im Kirchspiel Zschortau über Martin Luther
"Ich finde einige Thesen von Luther sollte man sich heute nochmal genauer anschauen, denn vieles davon hat auch heute aktuelle Bezüge."
These des Tages Ablasshandel ist Betrug an den Glaubenden
Ablasshandel ist Betrug an den Glaubenden
Ablässe nutzen nichts für das Seelenheil
Ablässe nutzen nichts für das Seelenheil
Das Innere des Menschen zählt
Döbeln Irina Schädlich Die Katharina-von-Bora-Darstellerin und Standesbeamtin (55) über Martin Luther
„Für mich – und ich bin nicht christlich erzogen – ist Martin Luther zuerst einmal ein typischer Mann seiner Zeit, der durch die Fürsorge einer Frau, die er nur aus 'Mitleid' ehelichte, ein liebevoller Ehemann geworden ist.
Zudem hat Martin Luther mit der Übersetzung der Bibel die Grundlage für die deutsche Sprache gelegt und damit den Inhalt des christlichen Gedankengutes für die Menschen verständlich gemacht.“
Verstorbene unterliegen nicht mehr den Regeln der Kirche
Verstorbene unterliegen nicht mehr den Regeln der Kirche
Der Papst wusste um die Praktiken des Ablasses
Der Papst wusste um die Praktiken des Ablasses
Begriffserklärung Ablasshandel
Die Idee des Ablasses ist, dass durch bestimmte Werke der Gläubigen Strafen für begangene Sünden – nicht aber die Sünden selbst – verringert oder gar ausgelöst werden können. Diese Praxis hatte eine lange Tradition, die bis in die Antike zurückreichte. Zu Luthers Zeiten wurde jedoch seitens der Kirche ein äußerst lukratives Geschäft mit dem Ablass betrieben. Das eingenommene Geld wurde unter anderem für prunkvolle Bauten ausgegeben. Der Petersdom in Rom ist eins der bekanntesten Beispiele dafür. Durch das Erstehen teurer Ablassbriefe, so wurde es den Christen versprochen, sollte man sich und seine Nächsten von Sünden freikaufen können. Das sah Luther anders. Für ihn war der einzige Weg zur Vergebung wahre Reue.
Video-Interviews und Texte: Gina Apitz, Christine Jacob, Tatjana Kulpa, André Pitz, Nathalie Helene Rippich
Fotos und Videodreh: Dirk Knofe, Felix Ammenn
Schnitt: Patrick Moye und Leipzig Fernsehen
Grafik: Patrick Moye
Sprecher: Mark Daniel
Thesenauswahl und Zusammenfassung: Klaus Fitschen
Konzept und Produktion: Tatjana Kulpa, Nathalie Helene Rippich und Gina Apitz