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Katastrophenszenarien in Sachsen

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Ein längerer Stromausfall, ein Terroranschlag, eine Überschwemmung – es gibt viele Katastrophen, die Sachsen treffen könnten. Wie gut ist der Freistaat auf solche Szenarien vorbereitet? Welche Mechanismen greifen im Ernstfall? Die vierteilige Serie geht der Frage nach, wie gut wir auf Krisensituationen eingestellt sind.

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„Katastrophe ist ein Geschehen, welches das Leben, die Gesundheit, die Versorgung zahlreicher Menschen mit lebensnotwendigen Gütern und Leistungen, die Umwelt oder erhebliche Sachwerte in so außergewöhnlichem Maße gefährdet oder schädigt, dass Hilfe und Schutz wirksam nur gewährt werden können, wenn die zuständigen Behörden und Dienststellen, Organisationen und eingesetzten Kräfte unter der einheitlichen Leitung einer Katastrophenschutzbehörde zusammenwirken.“

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Experten erklären, wie wahrscheinlich es ist, dass es im Freitstaat zu einem Terroranschlag, einem schweren Unwetter, einem flächendeckenden Stromausfall, einem Erdbeben oder einem Atomunfall kommt.

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Unfall oder Terror? Diese Frage stellten sich viele, als im Oktober ein Auto in Leipzig in eine Straßenbahn-Haltestelle raste.
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Leipzig sei für Terroristen als eines der wichtigsten Zentren in Ostdeutschland durchaus „attraktiv“, sagt Andreas Loepki, Sprecher der Polizeidirektion Leipzig. „Wir haben hier eine latente Terrorgefahr.“

Er verweist auf Personen, mit denen die Polizei in der Vergangenheit im Umkreis der Stadt zu tun hatte: Dschaber al-Bakr wollte offenbar einen Sprengstoffanschlag auf dem Flughafen Tegel in Berlin verüben, bevor er in Leipzig gestellt wurde und sich im Oktober 2016 in der Justizvollzugsanstalt Leipzig selbst umbrachte. Bei einem Anti-Terror-Einsatz in einer Flüchtlingsunterkunft in Borsdorf im April wurde ein Mann festgenommen, der offenbar einen Anschlag auf die russische Botschaft in Berlin geplant hatte.

Spätestens nach dem Amoklauf von München und der Terrorfahrt eines Lkw in Berlin im vergangenen Jahr ist längst klar, dass sich solche Szenarien überall ereignen können. „Wir müssen damit rechnen, dass die überall zuschlagen, in welcher Form auch immer“, sagt Uwe Efer, Sachgebietsleiter Katastrophen- und Bevölkerungsschutz der Stadt Leipzig.

Als in der Messestadt vor Kurzem ein Auto in eine Straßenbahnhaltestelle raste, waren die Katastrophenschützer besorgt: War es ein Verkehrsunfall, gibt es Indizien für einen Terroranschlag? „Da gehen die Alarmglocken an“, sagt Efer gerade heraus. Vor einigen Jahren hätte er bei einem solchen Vorfall noch nicht an einen Anschlag gedacht. Das hat sich inzwischen geändert. Die Behörden versuchen, sich auf den Ernstfall vorzubereiten.

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Unfall oder Terror? Diese Frage stellten sich viele, als im Oktober ein Auto in Leipzig in eine Straßenbahn-Haltestelle raste.
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Erst kürzlich übte die Bundespolizei mitten in der Nacht den Terrorfall am Leipziger Hauptbahnhof. Terroristen schossen um sich, Verletzte mussten geborgen werden. Früher habe die Polizei bei solchen Terroranschlägen und auch Amokläufen auf eine defensive Taktik gesetzt. Heute griffen die Beamten daher sofort ein und versuchten, den Terroristen oder Amokläufer zu stoppen.

„Wir haben keine Katastrophenschutzeinheit Terror“, erklärt Uwe Efer. Das liegt daran, dass ein Amoklauf oder ein Bombenanschlag offiziell nicht als Katastrophe eingestuft wird. Im Ernstfall aber greifen dieselben Abläufe wie bei anderen Szenarien. „Vieles, was wir hier vorbereiten, ist nicht konkret mit der Frage Terror verbunden, es geht darum, dass die Strukturen unter allen Bedingungen funktionieren“, so Efer.

Dennoch ruft ein Terroranschlag Situationen hervor, die bei anderen Katastrophen nicht eintreten würden: „Wird an einem Veranstaltungsort geschossen, sage ich dem Rettungssanitäter, er soll reingehen oder nicht? Solche Fragen mussten wir hier vor ein paar Jahren einfach nicht diskutieren“, sagt Efer. „Dem muss man sich jetzt aber stellen.“

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Im Frühjahr 2017 übte die Bundespolizei den Terrorfall am Leipziger Hauptbahnhof

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Dirk Benkendorf ist Referent für Katastrophenschutz im sächsischen Innenministerium.
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Auch auf Landesebene rückt der Terrorfall mehr in den Blickpunkt. „Die Lagen- und Gefahreneinschätzungen werden fortlaufend angepasst“, sagt Dirk Benkendorff, Referent für Katastrophenschutz im sächsischen Innenministerium. „Wir wollen in Sachsen vorbereitet sein, falls eine Katastrophe passiert. Wir sind gut, aber wir verbessern auch immer wieder an allen Stellen.“

Die Arbeitsgruppe „Besondere Einsatzlagen“ entwickelt derzeit Handlungsempfehlungen für die bessere Zusammenarbeit von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz. Innerhalb eines Jahres sollen Ergebnisse vorliegen.

Nach einem Terroranschlag gebe es andere Verletzungen, zum Beispiel abgerissene Gliedmaßen, die normalerweise nicht so häufig vorkommen in deutschen Krankenhäusern, auch Rettungswagen müssten sich darauf einstellen, so Benkendorff. 

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Dirk Benkendorf ist Referent für Katastrophenschutz im sächsischen Innenministerium.
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Dirk Benkendorff über wahrscheinliche Katastrophenszenarien in Sachsen

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Bäume liegen nach einem Sturm über Gleisen, Flüsse treten beim Dauerregen über die Ufer und überschwemmen Keller, Glätte verursacht Massenkarambolagen: Unwetter können auch in Sachsen Katastrophen auslösen. Zuletzt war das bei der Flut 2013 der Fall – als die Wassermassen große Teile des Freistaats überrollten.

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Manuel Voigt ist Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Leipzig.
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Manuel Voigt beobachtet täglich die Entwicklung von Wolkenströmen und Tiefdruckgebieten. „Wir ermitteln damit auch, wie wahrscheinlich eine Katastrophe ist“, sagt der Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Leipzig. Eine Zunahme schlimmer Unwetter habe er aber nicht bemerkt. Es gebe Jahre, in denen es mehr extreme Wetterlagen gibt, als in anderen. Insgesamt sei der Trend aber gleichbleibend, sagt Voigt.

Voigt sitzt vor sechs Bildschirmen, Telefonen, Tastaturen und Computermäusen. Wolkenfronten, Niederschläge und Windgeschwindigkeiten blinken in bunten Farben auf. Der Arbeitsplatz des Meteorologen erinnert an ein Piloten-Cockpit. Webcams im Thüringer Wald übertragen Bilder auf weitere Monitore an die Bürowand in Leipzig. Daneben hängen Wetterkarten. Von 5.30 Uhr bis 22 Uhr beobachten die Meteorologen in Leipzig im Zwei-Schicht-Betrieb Temperatur und Luftdruck in Mitteldeutschland.

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Manuel Voigt ist Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Leipzig.
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Manuel Voigt über die Wahrscheinlichkeit von Wetter-Katastrophen

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Das Elisabeth-Krankenhaus in Leipzig ist bei Dauerregen besonders gefährdet, weil es in einer Senke liegt. 2013 stand nach einem Gewitter die Notaufnahme unter Wasser.
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Häufig können die Meteorologen das Wetter  genau vorhersagen. Fegt ein Sturm mit mehr als 100 Stundenkilometern über das Land, spricht man von einem Unwetter. Steht so etwas mit hoher Wahrscheinlichkeit bevor, warnt der DWD bis zu 72 Stunden zuvor. Nur bei Gewittern ist eine genaue Prognose häufig schwierig: „Sich festzulegen, wo es zuerst blitzt und donnert ist, als wolle man vorhersagen, wo im kochenden Wasser die erste Blase aufsteigt“, sagt der Meteorologe.

Daher werde vor Gewittern häufig erst kurzfristig gewarnt. „Wir müssen den Mittelweg zwischen zu früh und zu spät finden“, sagt Voigt. Denn warnen Meteorologen zu früh, irren sie sich eher. Warnen sie aber zu spät vor einem Unwetter, können sich die Kunden des DWD möglicherweise nicht ausreichend darauf vorbereiten. Zu diesen Kunden zählen beispielsweise die Bahn, Behörden, Straßenmeistereien, Energieversorger und Tourismus-Unternehmen.

Anleitungen, wie man bei Unwettern handeln soll, gibt der Deutsche Wetterdienst nicht: „Wir können dem Hausmeister nicht die Entscheidung abnehmen, ob er Salz streuen soll oder nicht. Wir können nur sagen, dass es voraussichtlich glatt wird“, erklärt Voigt. Jeden betrifft ein extremes Wetter außerdem auf andere Weise: Die Betreiber des Elisabeth-Krankenhauses in Leipzig müssten bei Dauerregen und drohendem Hochwasser andere Maßnahmen ergreifen, als Menschen, die am Fockeberg lebten. Der Notfalltrakt des Connewitzer Krankenhauses liegt in einer Senke. Im Juni 2013 flossen Sturzbäche in die Notaufnahme.

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Das Elisabeth-Krankenhaus in Leipzig ist bei Dauerregen besonders gefährdet, weil es in einer Senke liegt. 2013 stand nach einem Gewitter die Notaufnahme unter Wasser.
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Auch Festival-Veranstalter müssen immer wieder zwischen wirtschaftlichen Interessen und der Sicherheit der Besucher abwägen. „Grundlage für die Entscheidung ist häufig die Wettervorhersage“, sagt Voigt und erinnert sich an das Unwetter, das das diesjährige Highfield-Festival am Störmthaler See für einige Stunden unterbrach. Gerade, wenn bei Veranstaltungen dunkle Wolken aufziehen, hätte jeder eine Meinung zu den Risiken und Wetterentwicklungen, sagt der Meteorologe.

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Doch um die Wetterlagen möglichst genau vorherzusagen, muss Voigt rechnen und beobachten. Auf der Grundlage dieser Prognosen hat der Wetterexperte seinen Geburtstagsbrunch kurzfristig abgesagt. Er wollte während des Sturms „Herwart“ seiner Familie die lange Anreise ersparen. Rückblickend ist die Absage der Feier richtig gewesen: Starke Sturmböen haben zu Zugausfällen, blockierten Straßen und umgefallenen Bäumen in Parks geführt. „Die Stürme hatten vereinzelt Unwettercharakter“, sagt Voigt.

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Wie wahrscheinlich ist es, dass es in Sachsen zu einem flächendeckenden Stromausfall kommt? „Es gibt Experten, die sagen, es ist nur noch die Frage wann und nicht ob“, sagt Uwe Efer, Mitarbeiter beim Katastrophenschutz der Stadt Leipzig. „Das ist von der Bewältigung her sicher die schlimmste Herausforderung“, so der Sachgebietsleiter. Ohne Strom funktioniert in der Stadt praktisch nichts mehr – weder Straßenbahnen, noch Geldautomaten oder Ampeln. Der Blackout treffe die gewohnte Infrastruktur besonders hart.

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Nicole Rühl ist die Presseprecherin der Leipziger Stadtwerke
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Die Leipziger Stadtwerke sind zurückhaltend, wenn es um dieses Thema geht. „Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass wir uns aus Gründen der Sicherheit dazu nur eingeschränkt öffentlich äußern können“, antwortet Pressesprecherin Nicole Rühl. Auch wenn ein flächendeckender Stromausfall „sehr unwahrscheinlich“ sei, könne ihn kein Netzbetreiber hundertprozentig ausschließen. Sturm, Schnee, Hochwasser oder auch Cyber-Angriffe können einen Blackout herbeiführen. „Wichtig ist, dass sich die Bürger auf eine solche Situation einstellen können – und sollten“, so Rühl.

Generell gebe es für den Ausfall einer Anlage stets eine Alternative, die als Reserve fungiert. „Gerade innerhalb der Stadt ist uns das besonders wichtig, da hier nicht nur viele Menschen wohnen, sondern auch sensible Infrastrukturen, etwa Krankenhäuser, zu versorgen sind“, so Rühl. Bei Störungen seien die Stadtwerke in der Lage, durch Netzumschaltungen Haushalte schnell wieder mit Strom zu versorgen. Sollte dies einmal nicht umgehend möglich sein, könne man beispielsweise auf Notstromaggregate zurückgreifen.

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Nicole Rühl ist die Presseprecherin der Leipziger Stadtwerke
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Die Stadtwerke üben regelmäßig verschiedene Krisenszenarien, auch mit unterschiedlichen Partnern. „Im Ernstfall gäbe es eine enge Zusammenarbeit mit dem Krisenstab der Stadt Leipzig“, so Sprecherin Rühl. „Wir würden dann auf unsere erprobten Checklisten, Pläne und Abläufe zurückgreifen. Aus Sicherheitsgründen können wir hierzu keine Details nennen.“
Die Mitarbeiter der Mitnetz Strom führen ebenfalls in regelmäßigen Abständen Krisenübungen und Antihaverietrainings durch, bereiten sich auf verschiedenste Situationen im Netz vor.

Die Dresdner Stadtwerke Drewag arbeiten seit einigen Jahren in einem zentralen Stab im Brand- und Katastrophenschutzamt der Stadt mit, in dem Verantwortliche aus verschiedenen Unternehmen, Ämtern und Institutionen eine gemeinsame Blackout-Strategie vorbereiten. Entwickelt wurde ein Alarm- und Einsatzplan 'Stromausfall', „um die Aufgaben der Katastrophenbekämpfung im Blackout-Szenario bewältigen zu können“, heißt es aus der Pressestelle der Stadt Dresden.

Man versuche sich zum einen auf witterungsbedingte Katastrophen, aber auch auf Terroranschläge einzustellen, so Stadtwerke-Sprecherin Gerlind Ostmann. Sie räumt aber ein: „Hundertprozentig können Sie sich auf so etwas nicht vorbereiten.“ Allerdings haben die Dresdner während der letzten beiden Hochwasser bereits Erfahrungen mit Katastrophenszenarien gesammelt. 2002 waren 50.000 Haushalte zwischenzeitlich ohne Strom, 2013 zwischen 6000 und 9000. Der Stromanbieter hat daraus gelernt: So wurden etwa Umspannwerke höher gebaut, damit sie vor einer erneuten Flut sicher sind.

Inzwischen habe man ein Konzept entwickelt, damit das Netz in einem Katastrophenfall schnell wiederaufgebaut werden kann. „Dieses wurde mehrfach an einem Trainingssimulator getestet und erprobt“, so Sprecherin Ostmann. So könne die Drewag unter bestimmten Voraussetzungen zumindest teilweise einen technischen Blackout ausgleichen, indem das Kraftwerk zur Stromerzeugung genutzt und das Netz nach und nach aufgebaut wird, erklärt sie. „Wichtig ist, dass alle Maßnahmen mit dem Landesnetz synchronisiert werden müssen.“

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In den vergangenen fünf Jahren gab es in Leipzig immer weniger Stromausfälle. Während jeder Messestädter  2012 noch durchschnittlich 23 Minuten im Dunkeln saß, sind es heute bei den geplanten Unterbrechungen nur noch etwa fünf Minuten im Jahr.

Auch in Dresden sind die Kunden im Schnitt fünf Minuten pro Jahr ohne Strom. Im Mittelspannungsnetz der Drewag gebe es jährlich etwa 20 störungsbedingte Unterbrechungen, im Niederspannungsnetz etwa 160, sagt Sprecherin Ostmann. 40 Prozent dieser Stromausfälle seien auf fremde Einwirkungen zurückzuführen, wenn zum Beispiel Bagger ein Kabel durchtrennen.

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Die Erde bebt, Häuser fallen in sich zusammen, ein Staudamm bricht. Erdbeben ziehen in anderen Ländern häufig schlimme Katastrophen nach sich. In Deutschland ist die Gefährdung zwar moderat, aber Beben sind dennoch ab und an zu spüren. Im April 2015 und 2017 bebte zwischen Halle und Leipzig gleich zwei Mal die Erde. „Dann stehen bei uns die Telefone nicht mehr still“, sagt Siegfried Wendt, ein Mann, der sich seit 40 Jahren mit Erdstößen beschäftigt.

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Geophysiker Siegfried Wendt und seine Assistentin Petra Buchholz erfassen am Collmberg bei Oschatz selbst kleinste Erdstöße.
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In einem Wald am Collmberg, in der Nähe von Wermsdorf in Nordsachsen, sitzt er in einem Türmchen über den Baumwipfeln in seinem Observatorium. Auf Röhren-Bildschirmen beobachtet er die Linien von Seismographen, die Schwingungen aufzeichnen, und wertet sie aus. Neben dem Observatorium, das zur Universität Leipzig gehört, steht ein Bunker. Dort drin liegt in etwa vier Metern Tiefe ein modernes Messgerät, das Erdstöße misst. „Wichtig für einen Seismographen ist ein elektrischer Anschluss, damit die Daten übertragen werden können und ein möglichst ruhiger Ort“, sagt der 69-jährige Geophysiker.

Seit 1993 werden die Daten in einen zentralen Austausch-Pool geliefert, den auch andere Observatorien befüllen. Auch das Landesumweltamt bezieht die Messungen aus der Collm-Region. Je weiter man in die Zukunft blicke, desto wahrscheinlicher würden Erdbeben, bei denen auch Gebäudeschäden entstehen. In über tausend Jahren sei es wahrscheinlich, dass es im Vogtland ein so starkes Beben gibt, bei dem auch Gebäude Schaden nehmen. Dabei müsse man beachten, dass die zunehmende Bebauung auch zu einer stärkeren Verletzlichkeit führe, so Wendt. Bei einem stärkeren Erdbeben im Wald entstünden keine oder kaum Schäden, wenn die Schwingungen aber Straßen und Häuser erfassen, ginge mehr kaputt.

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Geophysiker Siegfried Wendt und seine Assistentin Petra Buchholz erfassen am Collmberg bei Oschatz selbst kleinste Erdstöße.
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Geophysiker Siegfried Wendt über die Wahrscheinlichkeit von Erdbeben in der Region

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Auch das Erdbeben, das 2004 den Tsunami in Südostasien auslöste, ist auf den Kurven zu erkennen.
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Einige Meter vom Bunker im Wald entfernt steht ein Häuschen mit rein mechanischen Messinstrumenten aus dem Jahr 1902. „Die sind unverwüstlich“, sagt Petra Buchholz, Wendts Assistentin. Die 58-Jährige wechselt einmal täglich die Ruß-Rollen aus, auf denen eine feine Nadel die Erdschwingungen aufzeichnet. Die Wissenschaftler bereiten Gutachten vor, wenn hohe Gebäude oder Staudämme in der Region gebaut oder saniert werden sollen. Mit historischen Erdbebenaufzeichnungen, die 1200 Jahre zurückreichen und Messungen über 115 Jahre, erstellen sie Wahrscheinlichkeitsanalysen.

„Mit unserem Erfahrungsschatz sind wir eine der führenden Stationen in Deutschland“, betont der Geophysiker. Im Jahr 1872 wurde bei Posterstein im Altenburger Raum das mit einer Intensität von 7.5 stärkste Beben der vergangenen Jahrhunderte im Mitteldeutschen Raum gemessen. Auch Gebäude seien dadurch beschädigt worden, so Wendt. „Man muss davon ausgehen, dass das, was historisch geschrieben ist, noch nicht das größte Beben ist“, erklärt er. Schlimmer könne es immer kommen.

Wendt und Buchholz registrieren mithilfe der Instrumente im Observatorium in Collm nicht nur örtliche Beben. Auch das Erdbeben, das 2004 den Tsunami in Südostasien auslöste, ist auf ihren Kurven zu erkennen. Besonders spannend ist für die Wissenschaftler, wenn die Erde auf den Fidschi-Inseln wackelt. Dann wanderten die Schwingungen innerhalb von 18 Minuten durch den Erdkern, bis sie die Mess-Geräte in Sachsen aufzeichneten.

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Auch das Erdbeben, das 2004 den Tsunami in Südostasien auslöste, ist auf den Kurven zu erkennen.
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Wie hoch ist die Gefahr, dass sich ein Unfall in einem Atomkraftwerk ereignet, der Auswirkungen auf Sachsen hat? Sören Kliem, Kerntechnikexperte am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf, winkt ab: „Die deutschen Kernkraftwerke gehören zu den sichersten der Welt.“ Der 53-Jährige leitet die Abteilung Reaktorsicherheit, forscht zu potentiellen Störfällen.

Wie sicher unsere Atomkraftwerke sind, wurde nach der Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima 2011 erneut überprüft: Die Europäische Union und die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) führten so genannte Stresstests durch, bei denen die Kraftwerke auf Schwachstellen untersucht wurden. Die acht ältesten deutschen Reaktorblöcke wurden daraufhin abgeschaltet, „obwohl der Sicherheitsstand eher davon abhängt, wann und wie die Blöcke modernisiert wurden“, so Sören Kliem.

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Dietmar Schlösser ist Direktor des VKTA - eines Vereins, der für Strahlenschutz, Analytik und Entsorgung von Kernmaterialien in Dresden-Rossendorf zuständig ist.
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Auch sein Kollege Dietmar Schlösser ist entspannt, was das Thema Radioaktivität angeht. „Bei der Strahlung ist die Entfernung das Entscheidende“, sagt der Strahlenexperte des Forschungsstandortes in Rossendorf. Bei einem Atomunfall seien vor allem Menschen gefährdet, die in den „inneren Zonen“ rund um das Kraftwerk wohnen, also bis zu 30 Kilometer entfernt. Sachsen aber liege weit außerhalb dieser Zonen. Vom Freistaat aus befindet sich das nächste Kernkraftwerk 160 Kilometer entfernt in Tschechien.

Schlösser sagt, besonders gefährlich sei in der Anfangsphase eines Kernkraftwerkunfalls das Nuklid Jod 131. „Davor muss man die Bevölkerung schützen.“ In einigen Bundesländern, zum Beispiel Nordrhein-Westfalen, wurden Jodtabletten vorsorglich an die Bevölkerung ausgegeben – rund um Aachen hat man Angst vor einer radioaktiven Wolke. Solche Maßnahmen lehnt der 47-Jährige jedoch ab, weil das Medikament dennoch „nur gezielt verabreicht werden sollte“. Und in Sachsen sei das Ganze ohnehin unnötig.

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Dietmar Schlösser ist Direktor des VKTA - eines Vereins, der für Strahlenschutz, Analytik und Entsorgung von Kernmaterialien in Dresden-Rossendorf zuständig ist.
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Sören Kliem sagt, natürlich sei ein Kernkraftwerk „ein hochkomplexes System“, bei dem „immer mal was passieren“ könne. Auf einen Stromausfall etwa seien die Kraftwerke vorbereitet. Ein Dieselgenerator springe im Notfall ein und kühlt das Werk.

Vor Fukushima mussten die Kraftwerke 72 Stunden lang auf Notstrom umstellen können, danach wurde der Zeitraum ausgedehnt. „Jetzt können sich alle Kraftwerke in Deutschland mindestens eine Woche selbst mit Strom versorgen“, so Kliem. Vor Ort stehen nun mehr Dieselgeneratoren. Wäre der Strom nach einer Woche immer noch weg, müsste von Hand gekühlt werden, die Feuerwehr müsste Wasser ins Werk pumpen.

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Kerntechnikexperte Sören Kliem über die Sicherheit deutscher Atomkaftwerke

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Lage akws
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Wird die Wärme nicht abgeführt, könnte der Reaktordruckbehälter durchschmelzen. Zwar wird die gesamte Anlage nochmals von einer Schutzhülle ummantelt, bekäme diese aber ein Loch, könnte radioaktives Material nach außen dringen. Würde sich also niemand mehr um ein Atomkraftwerk kümmern, würde dieses nicht explodieren, wie es manchmal in apokalyptischen Filmen gezeigt wird, sondern „langsam kaputt gehen“, ist Sören Kliem überzeugt.

Die tschechischen Kernkraftwerke hält Sören Kliem im Übrigen für genauso sicher wie die in Deutschland. Die sechs Reaktorblöcke im Nachbarland seien zwar alle in den 80ern erbaut wurden, hätten aber heute einen „Sicherheitstand auf Westniveau“. Und mit jenem Atomkraftwerk in Tschernobyl, in dem es 1986 zum Super-Gau kam, haben die neuen Werke nichts zu tun. „Das war ein ganz anderer Reaktortyp, der Sicherheitsmängel hatte“, so der Experte. „Die gibt es in den westlichen und jetzigen russischen Reaktoren nicht.“

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Aus einem Kernkraftwerk im Normalzustand komme „so gut wie überhaupt keine Radioaktivität heraus“, versichert Dietmar Schlösser, Strahlenexperte des Vereins für Strahlenschutz, Analytik und Entsorgung in Dresden-Rossendorf. „Sie haben mehr radioaktive Stoffe in den Emissionen eines Kohlekraftwerks als eines Kernkraftwerks.“

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Bei dem Reaktorunglück im japanischen Fukushima wurden die Menschen in der näheren Umgebung erhöhter Strahlung ausgesetzt.
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Bei einem Unfall in einem Atomkraftwerk sei die Entfernung das Entscheidende, so der 47-Jährige. Werden radioaktive Stoffe freigesetzt, komme es darauf an, wie weit der Wind sie trägt. Gefährdet seien vor allem Menschen, die bis zu 30 Kilometer vom Kraftwerk entfernt wohnen. Die Folgen für die Gesundheit ließen sich allerdings nur schwer beziffern, so der Experte.

Bei dem Reaktorunfall in Fukushima habe die Strahlenbelastung der Betroffenen im einstelligen Millisievert-Bereich gelegen. In Deutschland gilt eine Dosis von einem Millisievert pro Jahr als Grenzwert. „Statistisch wird man in Fukushima nicht herausfinden, ob es mehr Todes- oder Krankheitsfälle gibt, weil es viele andere Randbedingungen gibt, die Krebs verursachsen können“, so Dietmar Schlösser. Doch der Strahlenexperte sagt auch: „Sind Menschen einer sehr hohen Strahlung ausgesetzt, werden sie sterben, eindeutig.“

Fakt ist: Eine bestimmte Dosis kann Krebs verursachsen. Doch ab wann das der Fall ist, darüber streitet die Fachwelt. Fünf Jahre nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl 1986 wurde vor allem bei vielen Kindern Schilddrüsenkrebs diagnostiziert – eine Folge der hohen Strahlenbelastung.

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Bei dem Reaktorunglück im japanischen Fukushima wurden die Menschen in der näheren Umgebung erhöhter Strahlung ausgesetzt.
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Dietmar Schlösser meint, die Angst vor Radioaktivität sei in unserer Gesellschaft generell erhöht. „Das liegt auch daran, dass Strahlung etwas Mystisches ist: Sie können es nicht sehen, nicht riechen, nicht schmecken.“ Der 47-Jährige plädiert dafür, die Gefahr realistisch einzuschätzen.
„Wenn wir das Risikobewusstsein an anderer Stelle hätten, dann dürften Sie mit Sicherheit kein Auto mehr fahren und nicht rauchen.“

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In Thüringen bereiten sich Teilnehmer eines Überlebenstrainings auf die Katastrophe vor.

In Sachsen-Anhalt legen Bewohner eines Gutshofs Vorräte für die Krise an. Prepper nennen sie sich und sagen, damit sind sie sicher vor Katastrophen.


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Survival26
Survival-Trainer Christoph Weidner erklärt, wie man mit einem Kompass navigiert.
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Ein Parkplatz mitten in der Pampa, irgendwo im thüringischen Eichsfeld. Der Wind peitscht um die Ohren, acht Grad Celsius zeigt das Thermometer. Ein ungemütlicher Herbsttag Ende Oktober. Sieben Menschen aus den verschiedensten Ecken Deutschland haben sich hier getroffen, um der Wildnis zu strotzen. Überlebenstraining nennt sich das Ganze, 150 Euro haben sie für den zweitägigen Kurs bezahlt.

Ihr Leiter Christoph Weidner ist bester Laune. „Schön-Wetter-Survival kann jeder“, sagt der 33-Jährige. „Bei diesen Temperaturen ist das eine Herausforderung, das wird spaßig.“ Im Laufe des Tages wird Weidner seiner Truppe zeigen, wie sie man mit einem Kompass navigiert, Wasser und Nahrung in freier Natur findet, ein Feuer entfacht und sich aus Ästen eine Notunterkunft baut. Er weiß: „Dieser Grundkurs kann bei manchen Leuten schon eine absolute Grenzerfahrung sein.“

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Survival-Trainer Christoph Weidner erklärt, wie man mit einem Kompass navigiert.
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Warum tut man sich so etwas freiwillig an? Tom Richter ist mit seiner Schwester, seinem Vater und dem syrischen Nachbarsjungen aus der Lutherstadt Wittenberg nach Thüringen gefahren. Der 18-Jährige hofft, dass er lernt, wie er „bei der Zombi-Apokalypse überleben kann“.

Zwar sei es seiner Meinung nach „sehr unwahrscheinlich, dass eine Katastrophe passieren könnte“, zum Beispiel, dass das Stromnetz lahm gelegt wird oder eine Epidemie ausbricht. „Die vielen Einprozent-Chancen addieren sich aber vielleicht.“

Mit dem Überlebenstraining fühle er sich „ein bisschen sicherer“. Toms Schwester Katja findet, dass es ganz nützlich sei, einfach mal zu sehen, wie es ist, in der Natur zu überleben. „Wird wahrscheinlich ganz lustig“, meint die 16-Jährige.

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Survival34
Christoph Weidner bietet seit zehn Jahren Überlebenstrainings an. Nebenbei baut er Nutzhanf an, den er zu einer Limo verarbeitet.
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Christoph Weidner sieht aus wie ein echter Naturbursche, er trägt Vollbart, eine Art Cowboyhut auf dem Kopf und sein Gesicht durchzieht oft ein diebisches Grinsen. Seit zehn Jahren organisiert der ehemalige Soldat und heutige Umweltpädagoge solche Trainings, bis zu fünf Tage verbringt er dann im Wald. Bei speziellen Kursen, die auf Krisenszenarien vorbereiten, erklärt er auch, wie man sein Haus vor Eindringlingen schützt oder sich unauffällig von A nach B bewegt.

Weidner erzählt, er habe neulich einen Mann im Wald getroffen, der Essen vergraben hat, und zwar entlang seiner „Fluchtroute“ von Frankfurt über Thüringen und Brandenburg nach Schweden. „Der verbuddelte hier Versorgungstonnen an möglichst abgelegenen Stellen.“ Christoph Weidner hält sowas nicht für verrückt. „Man weiß ja nie, was passiert.“ Kürzlich waren in München einige Stadtviertel gerade mal drei Stunden ohne Strom. „Da haben die ersten Mülltonnen gebrannt. Die Städte sind die ersten, die abfackeln, wenn irgendwas ist“, sagt er. Es sei nicht verkehrt, sich auf Krisensituationen einzustellen.

Eine besondere Ausrüstung ist dafür nicht erforderlich. „Survival beginnt im Kopf“, sagt der Trainer. Weil die Teilnehmer aber auf eine Liste bestehen, was sie in ihren Rucksack packen sollen, zählt er schließlich auf: Rettungsdecke, kleines Messer, Kompass, Taschenlampe, wetterfeste Kleidung, Wasserfilter, Trockennahrung. Das Wichtigste am besten griffbereit in der Hosentasche.

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Christoph Weidner bietet seit zehn Jahren Überlebenstrainings an. Nebenbei baut er Nutzhanf an, den er zu einer Limo verarbeitet.
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Survival-Trainer Christoph Weidner gibt Überlebenstipps

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Was die meisten besonders interessiert: Wie komme ich in der Wildnis an etwas zu essen? Klar könne man theoretisch Blätter und Gras verspeisen, sagt Weidner, aber Zellulose könne der menschliche Körper heute nur noch ganz schlecht abbauen. „Eine rein grüne Ernährung ohne kultivierte Pflanzen funktioniert nicht“, stellt er klar. Heißt: Wer länger im Wald überleben will, muss Fleisch zu sich nehmen.

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An Wildschwein und Reh komme man nur schlecht heran, sagt Weidner und schlägt stattdessen vor, mit Fallen kleine Tiere zu fangen, Waldmäuse ließen sich teilweise mit der Hand totschlagen. Einige aus der Gruppe schauen ihn schockiert an, andere haben unterdessen einen Hagebutten- und einen Weißdornstrauch erspäht. „Alles essbar“, verkündet der Profi und schon landen die sauren roten Beeren im Mund der Survival-Schüler.

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Tom Richter erzählt, warum er beim Survivaltraining mitmacht.

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Nächster Punkt auf dem Trainingsprogramm: Navigieren. Die Gruppe lauscht Weidners Ausführungen aufmerksam. Zwar könne man auch mit Hilfe von Sonne, Mond, Wind, Flüssen, Pflanzen und Tieren eine grobe Richtung bestimmen. Exakt navigieren lasse sich aber nur mit einem Kompass. Für Handy-Apps hat Weidner nur seinen Lieblingsausdruck „totaler Käse“ übrig, den er noch oft wiederholen wird. „Verlasst euch nie auf Technik“, empfiehlt der Survival-Experte. Die funktioniert gerade bei niedrigen Temperaturen nicht mehr zuverlässig.

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Survival55
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In zwei Gruppen aufgeteilt sollen die Teilnehmer nun allein zu einem vereinbarten Treffpunkt finden. Etwa sechs Kilometer liegen vor ihnen, eine Gruppe aus einem vorherigen Kurs hatte sich bei dieser Übung mal gründlich verlaufen und war über sieben Stunden unterwegs. Gruppe eins macht sich entlang einer alten Bahnstrecke auf den Weg. Mit dabei ist Ralf Wilschinski, gelernter Altenpfleger und Mitglied bei den Zeugen Jehovas. Der 45-Jährige stammt aus dem Hunsrück, wohnt derzeit in Duisburg und will im November zwei Wochen allein durch die bulgarischen Berge wandern, und zwar möglichst ohne Kontakt zur Zivilisation und fast ohne Proviant.

„Ich will wissen, was mir noch an Ausrüstung fehlt“, sagt er, während er durch den Wald stapft, mit zehn Kilo Gepäck auf dem Rücken. Mitnehmen wird er auf jeden Fall ein großes Messer mit Stahlklinge, obwohl er sich nicht sicher ist, ob er dafür eigentlich ein Waffenschein benötigt. „Damit könnte ich sicher jemanden erstechen“, sagt Wilschinski und versucht jetzt mit der Klinge einen Ast abzuschneiden, der am Ende abbricht. „Das Messer ist die Lebensversicherung“, ist er überzeugt.

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Seine Bulgarien-Reise ist eine Art Testlauf für den Krisenfall. Schließlich sei unser System „deutlich instabiler als man denkt“. Ralf Wilschinski weiß nicht genau, welche Katastrophe eintreten wird. „Es ist aber beruhigend, einen Notfallrucksack zu Hause zu haben, in dem das Wichtigste drin ist.“

Im Ernstfall kann er sagen: „Dann lebe ich eben im Wald.“ Wilschinski sagt, dass er generell viel Grünes verdauen könne und stopft sich wie zum Beweis ein Blatt in den Mund. Im Winter reiche das natürlich nicht aus. „Dann muss man auch in der Lage sein, etwas abzustechen.“

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Ralf Wilschinski über seine Pläne nach dem Survivalkurs

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Die Gruppe hat den ersten Zwischenstopp erreicht. Karte und Kompass sind in der Obhut von Andy Hartung. Der Ex-Soldat, der aus der Nähe von Gotha stammt, hat seine Bundeswehr-Kluft angezogen, inklusive wasserdichter Stiefel. Das Training bekam der 31-Jährige von seiner Frau geschenkt.

Überleben im Freien sei für ihn nicht das Problem, sagt er. Er verbrachte in Afghanistan ein halbes Jahr im Zelt, lernte Menschen kennen, die ohne Strom und fließendes Wasser auskommen. „Da merkt man erst, in welchem Luxus wir hier leben.“

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Auch der dritte im Team ist daran gewöhnt unter widrigen Bedingungen klarzukommen. „Ich gehe ganz viel wandern, Tag und Nacht“, sagt Alexander Rolle in breitem Thüringisch. Der 39-jährige gelernte Florist stammt aus Gera, arbeitet heute für einen Lieferdienst, schleppt Waschmaschinen bis in den 6. Stock. „Sowas hält fit, ich brauche kein Fitnesstudio.“ Rolle ist für die Tour bestens ausgerüstet: Er hat eine Plane dabei, einen Klapp-Spaten, Birkenrinde zum Feuer machen und Toilettenpapier.

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Survival78
Schmeckt's? Ralf Wilschinski trinkt mit seinem Filter aus einer dreckigen Pfütze
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Die Gruppe läuft weiter, ein Stück an der Landstraße, dann wieder Waldweg. Unterwegs testet Ralf Wilschinski seinen Wasserfilter, trinkt damit direkt aus einer Pfütze. „Schmeckt gut.“ Am Dorfrand läuft Alexander Rolle eine Katze in die Arme. „Das Abendessen ist gesichert“, sagt er und lacht.

An einer Kreuzung holt Andy Hartung den Kompass heraus. Welche Richtung stimmt? Die Gruppe ist uneins, auf einem Weg versinken die drei knöcheltief im Schlamm, erreichen aber schließlich den Treffpunkt und blicken nun von oben auf die Kleinstadt Bernterode. Geschafft. Die zweite Gruppe hat den Ort mit der Schutzhütte schon vor zehn Minuten erreicht.

Survival78
Schmeckt's? Ralf Wilschinski trinkt mit seinem Filter aus einer dreckigen Pfütze
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Survival112
Eine gerade Liegefläche sei beim Hüttenbau sehr wichtig, so Trainer Weidner.
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Schon in wenigen Stunden wird es dunkel, Zeit eine Unterkunft zu bauen. Ein paar fertige Buden stehen schon da. Die Survivalkurs-Teilnehmer sollen sie abreißen und mit demselben Material erneut zusammenzimmern. Keine leichte Aufgabe. „Locker zwei Stunden“ sei man damit beschäftigt, sagt Trainer Christoph Weidner. Dabei gehe es lediglich darum „windgeschützt und trocken eine Nacht zu überstehen“.

Der Profi zeigt, wie man sich einen so genannten „A-Frame-Shelter“ errichtet, bei dem der Eingangsbereich dem Buchstaben „A“ ähnelt. Für das Grundgerüst steckt Weidner Äste aneinander und schüttet zum Abdichten Laub darauf. Für die Hütte gilt: „So groß wie nötig und so klein wie möglich.“ Am besten vorher eine Liegeprobe machen, damit später keine Wurzel in den Rücken piekt. Idealerweise krauchen zwei Menschen in eine Hütte, empfiehlt Weidner. Durch die Körperwärme „kriegst du das ratzifatzi warm“. Weidner weiß: „Die größte Herausforderung ist für die meisten, in dem selbst gebauten dreckigen Laubhaufen die Nacht zu überstehen.“ Das koste die meiste Überwindung.

Die Gruppe fängt eifrig an, zu bauen. Äste werden umher geschleppt, Blätter zu Haufen gruppiert. Am Ende hat jeder eine Bude für die Nacht.

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Eine gerade Liegefläche sei beim Hüttenbau sehr wichtig, so Trainer Weidner.
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Überlebenstrainer Christoph Weidner erklärt, wie man eine gute Schutzbehausung baut.

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Alexander Rolle versucht unterdessen an der Feuerstelle seine Birkenrinde zu entfachen. „Durch die ätherischen Öle brennt die schneller als anderes Holz“, erklärt er. Am Lagerfeuer kann sich die Gruppe von den Strapazen des Tages erholen, ehe jeder in seine Behausung kraucht. Wem es doch zu unheimlich ist, der kann in die „Loser-Schutzhütte“ umziehen. Ein Stück Zivilisation – mitten in der thüringischen Wildnis.

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„Ich wünsche mir, dass die Menschen künftig noch besser auf Unglücke und Katastrophen vorbereitet sind. Jeder sollte darüber nachdenken, wie er selbst vorsorgen kann. Dabei sind Wasser, Essen und Kommunikation am wichtigsten.“

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Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt, für den Notfall Vorräte für zwei Wochen anzulegen.

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Die Sonne scheint in den verwilderten Innenhof, in dem Brombeersträucher wuchern, sich Schuttberge stapeln. Mitten in dem verfallenen Gutshof im sachsen-anhaltischen Maasdorf, eine gute Autostunde von Leipzig entfernt, sitzen Peter Tremmel, dessen Mutter und ein Freund bei Pfannkuchen und Kaffee aus der Thermoskanne. Die Milch kommt aus dem Supermarkt, aber eigentlich wollen die drei künftig möglichst viele ihrer Lebensmittel selbst herstellen. Zur Sicherheit, falls eine Versorgungskrise eintritt. Denn: Das Gut soll ein Prepper-Zentrum in Mitteldeutschland werden.

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Peter Tremmel und seine Familie haben für Katastrophen vorgesorgt.
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„Prepper“ nennt man Menschen, die sich auf Katastrophenszenarien einstellen. Der Begriff leitet sich vom Englischen „prepare“ ab, was soviel heißt wie „ sich vorbereiten“. „Wir als Familie sind sehr gut vorbereitet“, sagt Peter Tremmel, ein stämmiger Mann mit Brille und Vollbart, dessen Wiener Akzent ihn unverkennbar als Österreicher charakterisiert. Wenn der 54-Jährige, der von Beruf Unternehmens- und IT-Berater ist, über Krisenvorsorge spricht, verwendet er gern altmodische Wörter wie „Dünkel“, und „Altvordere“.

Es sind verschiedene Szenarien, auf die sich die Gutsbesitzer einstellen. Ein Chemieunfall, ein längerer Stromausfall, eine Wirtschaftskrise etwa. „Ich halte unser Bankensystem nicht für wesentlich stabiler als das in Griechenland“, sagt Peter Tremmel. Wasserreservoirs könnten durch Terroranschläge vergiftet werden. „Auch da muss man vorsorgen“, sagt seine Mutter Ingeborg Tremmel, 82 Jahre alt, eine ältere Dame mit verschmitztem Lächeln.

Beide gehen davon aus, dass es während einer Krise zu einer „Eskalationsphase“ kommt, diese könnte zwei Tage oder einige Wochen andauern, genau könnten sie das nicht vorhersagen. „In dieser Zeit geht ein Teil der öffentlichen Ordnung den Bach runter“, glaubt Peter Tremmel. „Es ist wichtig, sich in dieser Phase schützen zu können.“ Danach würden die Behörden und gemeinnützigen Organisatoren die allgemeine Ordnung wieder herstellen, eine Infrastruktur aufbauen.

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Peter Tremmel und seine Familie haben für Katastrophen vorgesorgt.
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Peter Tremmel spricht über Krisenvorsorge

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Ingeborg Tremmel lebt ebenfalls in Maasdorf und fühlt sich hier für eine Krise gewappnet.
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Doch wie bereitet man sich am besten auf eine temporäre Katastrophe vor? Peter Tremmel sagt: „Eine Krise wird man dann gut meistern können, wenn man die Fähigkeiten dazu entwickelt.“ Das heißt zum Beispiel: Essen einwecken statt einfrieren. Die Familie bekommt ihr Fleisch vom Dorfmetzger und konserviert es so, dass keine Kühlung nötig ist. Ihre Vorräte lagern allerdings nicht auf dem Hof. „Wir würden weder jemandem zeigen, was wir haben, noch wo wir es haben“, sagt Tremmel. Der Prepper verrät nur: Ihre Nahrungsmittel und Wasservorräte reichen für drei bis sechs Monate und es gebe mehrere Verstecke. Denn: „Ein Ort könnte überfallen werden.“ Tremmel ist Diabetiker und hat auch an Medikamenten vorgesorgt: „Ich muss ein Jahr lang nirgendwo hin.“

Die Familie will sich abgrenzen von Leuten, die sie als „Salonprepper“ bezeichnen. Menschen, die sich zum Beispiel in Krisenforen über die neueste Technik austauschen – vom Premium-Solarkocher, über Einkochautomaten bis zu Macheten, mit denen man seine Vorräte verteidigen kann. „Schnickschnack“, nennt Tremmel diese Hilfsmittel. „Solche Leute sind am weitesten entfernt von Krisenvorsorge.“ Seine Mutter Ingeborg sagt: „Das sind Theoretiker.“ Im Mai dieses Jahres lud die Familie erstmals zu den „Prepperdays“ auf ihren Gutshof ein. 120 Leute waren da, aus ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich. Es gab Workshops zum Thema Notstrom, Heilpflanzen, Versorgung von Verwundeten und Selbstschutztechiken. Viele ihrer Prepper-Kollegen waren früher bei der Bundeswehr oder kommen aus dem Sicherheitsbereich.

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Ingeborg Tremmel lebt ebenfalls in Maasdorf und fühlt sich hier für eine Krise gewappnet.
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Auch über ihre Verteidigungstrategie wollen die Maasdorfer nicht reden. „Dann hat man die Überraschung nicht mehr auf seiner Seite.“ Schließlich stellt sich die Frage: Was, wenn jemand etwas abhaben will von meinen Reserven? „Da wird’s dann heikel“, sagt Peter Tremmel. In England erlebte er bereits Plünderungen und Überfälle auf Geschäfte. In einer Notsituation, sagt Tremmel, könnte er sich definitiv vorstellen, auf einen Menschen zu schießen. Der IT-Fachmann beherrscht auch eine Kampfsportart – „eine Handwerkskunst, die zu erlernen Sinn macht.“

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Große Wassertanks sollen das Gut von der öffentlichen Wasserversorgung unabhängig machen.
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Einige Teilnehmer der Prepperdays auf dem Gutshof glauben an Verschwörungstheorien, haben Angst vor Chemtrails. Der Übergang in diese Szene und auch in die der Reichsbürger, ist fließend. Auch davon wollen sich die Gutsbesitzer abgrenzen. Die Familie betrachtet sich als „Siedler unter den Preppern“. Sie geht davon aus, dass sie durch ihre eigene Infrastruktur bald ausreichend versorgt sind – und damit immer unabhängiger.

Ein Brunnen soll gebaut werden, Wassertanks mit 10.000 Liter-Fassungsvermögen sollen auf dem Grundstück eingegraben und damit Beete bewässert und die Toiletten gespült werden. Irgendwann soll es eine Art Schutzcontainer geben, der einer Naturkatastrophe oder auch einem chemischen Fallout standhalten kann. Tremmel spricht von einer Wanne, die als „Rückzugsort für gewisse Extremszenarien“ dient. Das Container-Projekt sei auf der Prioritätenliste allerdings nicht ganz oben angesiedelt

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Große Wassertanks sollen das Gut von der öffentlichen Wasserversorgung unabhängig machen.
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Maasdorf liegt in der Nähe von Köthen im südlichen Sachsen-Anhalt, etwa eine Autostunde von Leipzig entfernt.
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Denn generell halten die Bewohner Maasdorf für einen sehr krisensicheren Ort. Im Oktober 2013 hat Tremmel das Areal gekauft. „In unserer Familie hat es immer schon den Wunsch gegeben, sich so ein altes Gemäuer zuzulegen und zu sanieren“, sagt Peter Tremmel. Etwa 50.000 Euro bezahlten sie für den verfallenen Gutshof mit einer Gesamtfläche von 7000 Quadratmetern. „Dafür kriegen Sie in Berlin nur eine Garage“. Doch die Wahl lag nicht nur am Preis. Der Ort sei sicher vor Überschwemmungen. Und: „Wir haben hier den größten gleichmäßigen Abstand zu allen Atomkraftwerken in Deutschland.“ Tremmel war wegen seines Jobs viel in der Welt unterwegs, lebte eine zeitlang in Ungarn und in den USA, zuletzt in Berlin. „Ich habe ein Nomadenleben geführt“, sagt er. Mit Mitte 50 wollte er mal „irgendwo ankommen“.

Michael Dick, der Dritte an der Kaffeetafel, ist jemand, der nach den Prepperdays hier „hängen geblieben“ ist. Der 39-Jährige Ostfriese zog im September nach Maasdorf. In seiner Heimat hatte er „keine Perspektive, keine Familie, kaum Freunde“. Den ehemaligen Soldaten interessiert das Thema Krisenvorsorge schon lange. Im Ernstfall könnte er ein oder zwei Wochen im Wald überleben, sagt er. Er würde dann angeln gehen, um sich zu ernähren. „Ewig kann man das aber nicht machen.“ Dick wohnt jetzt in einem grünen Wohnwagen, in dem nur ein Bett, eine Miniküche und ein Kleiderschrank stehen und will dauerhaft in Maasdorf bleiben.

Peter Tremmel, seine Mutter und seine Lebensgefährtin wohnen noch zur Miete in einem Nachbarhaus des verfallenen Gutshofs. Nächstes Jahr aber wollen sie in das ehemalige Gesindehaus des Hofes umziehen, das Gutshaus mit 1500 Quadratmetern Fläche soll vermietet werden. Bis dahin ist allerdings noch einiges zu tun.

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Maasdorf liegt in der Nähe von Köthen im südlichen Sachsen-Anhalt, etwa eine Autostunde von Leipzig entfernt.
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Der Gutshof wurde 1876 erbaut, war ursprünglich ein Gestüt für Militärpferde. Zu DDR-Zeiten wurde aus dem Areal eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, einen anderen Teil nutzte man für die Rinderzucht. Nach der Wende standen die Gebäude 15 Jahre lang leer. Es gebe „eine wunderschöne Bausubstanz“, sagt Peter Tremmel während er durch die entkernten Räume führt, in denen teilweise Stuckdecken zu Tage traten. Seine Mutter Ingeborg schimpft hingegen: „Es ist richtig runtergewirtschaftet worden.“

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Nachbarn bringen öfter defekte Elektrogeräte auf den Gutshof. In Workshops sollen diese repariert und zum Teil umgenutzt werden.
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Allein aus einer der beiden Scheunen holten die neuen Besitzer 15 Baucontainer Müll heraus. Der Raum dient jetzt als Veranstaltungssaal. Wo später mal Gemüse wachsen soll, türmt sich jetzt noch jede Menge Schutt. Doch Peter Tremmel ist optimistisch: „ Das ist nichts, was man mit einem Bagger nicht in zwei Stunden wegkriegt.“

Die Hofbesitzer lassen sich von der Arbeit, die noch auf sie zukommt, nicht abschrecken. „Wir können hier das umsetzen, wovon wir träumen“, sagt Tremmel. 15 bis 20 Menschen sollen hier einmal leben, es soll eine offene Werkstatt geben, „in der wir ländliche Traditionen aufleben lassen und verlorenes Wissen wieder reinholen“. Die Maasdorfer wollen Obst verarbeiten, selbst Säfte keltern und Gemüse anbauen. Ein Teil der Scheune soll zudem als Hausschlachteraum ausgebaut werden, Hühner werden demnächst Eier liefern, Kamerunschafe ab dem Frühjahr das Gras mähen. Dadurch erreiche man „eine gewisse Form der Unabhängigkeit“.

Ihr Wissen wollen die Bewohner vor allem an Großstädter aus Leipzig, Magdeburg, Halle und Berlin weitergeben. In Workshops können sie künftig lernen, wie man improvisiert: Aus alten Gefrierschränken will Tremmel Räucherkammern basteln, aus den Trommeln kaputter Waschmaschinen Grills, aus den Motoren kleine Windräder.

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Nachbarn bringen öfter defekte Elektrogeräte auf den Gutshof. In Workshops sollen diese repariert und zum Teil umgenutzt werden.
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Eineinhalb bis zwei Millionen Euro werden sie wohl noch investieren müssen, schätzt Tremmel, obwohl sie viel selbst machen und keinen Zeitdruck haben. „Wenn etwas nicht fertig wird, dann wird es eben nicht fertig.“ Die einzigen, die sich über den „Schandfleck“ ärgern, seien die Nachbarn. „Wir sind für die Wessis, da gibt es noch immer eine Barriere“, sagt Ingeborg Tremmel und erzählt, dass einige Bewohner die Österreicher anfangs für Schweizer hielten.

Auch Peter Tremmel findet „Man braucht lange, um mit den Leuten warm zu werden.“ Doch wenn sie ihr Netzwerk erst einmal aufgebaut haben, könnten sie später davon profitieren. „Ich bin überzeugt, dass uns die Bauern hier etwas verkaufen, wenn die Megakrise da ist.“

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Woher kommt die Angst vor bestimmten Katastrophenszenarien? Immo Fritsche, Professor für Sozialpsychologie an der Universität Leipzig, sagt: „Ist ein Risikoszenario mental sehr verfügbar, dann überschätzen wir es oft auch.“

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Beispielsweise haben viele Menschen Angst, Opfer eines Terroranschlags zu werden, obwohl es statistisch gesehen sehr viel wahrscheinlicher ist, durch einen Autounfall getötet zu werden. Es sei eine terroristische Strategie, diese Angst zu verstärken. „Die Wahrscheinlichkeit, dass mich das selbst betrifft soll erhöht werden, indem Anschläge an Orten stattfinden, an denen man sich vorstellen kann, selbst zu sein und Menschen zu den Opfern zählen, die uns sehr ähnlich sind“, so Fritsche. „All dies wird bewusst eingesetzt, um die Risikobewertung zu verzerren.“

Auch kulturelle Erfahrungen spielen eine Rolle dabei, wie Bedrohungen eingeschätzt werden. Die Generation der Deutschen, die noch die schlimmen Zeiten des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit miterlebt hat, horte eher, Lebensmittel, als jüngere Menschen, weiß der Psychologe. „Vorräte anlegen kann ein Sicherheitsgefühl geben.“

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Der Psychologieprofessor Immo Fritsche über Reaktionen auf Bedrohungsszenarien

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Sehen Menschen eine Katastrophe auf sich zukommen helfe es enorm, wenn die Leute genau wissen, wie sie sich schützen können. „Habe ich einen Plan und weiß, was ich tun kann, um das Risiko zu vermindern, dann tue ich auch was“, erklärt Fritsche. Beispiel Hochwasser: Wissen die Menschen, wo sie Sandsäcke abholen können, wo Hilfe beim Deichbau benötigt wird, dann werden sie aktiv.

Nur wenn die Betroffenen nicht wissen, was sie tun können, um sich zu schützen, könne dies zu einem Hilflosigkeitsgefühl und damit „eher zum Erstarren führen“, sagt Immo Fritsche.

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Ein gestaffeltes System

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In Sachsen ist der Katastrophenschutz nach einem dreigliedrigen System aufgebaut: Zunächst reagieren in der Krise die unteren Katastrophenschutzbehörden, das sind die kreisfreien Städte und Landkreise, dann die Landesdirektionen und erst am Schluss das sächsische Innenministerium.

Betrifft eine Krise mehrere Landkreise, zum Beispiel im Fall eines Hochwassers, wird die Situation von der jeweiligen Landesdirektion koordiniert. „Von dort wird die gesamte Lage bei Bedarf gesteuert, dort laufen alle Informationen zusammen“, sagt Dirk Benkendorff, Referatsleiter Katastrophenschutz im sächsischen Innenministerium. „Das Ministerium hat insbesondere die Aufgabe, die Unterstützung der Bundeswehr, Hilfe aus anderen Bundesländern sowie länderübergreifende Unterstützung aus Tschechien und Polen sicherzustellen.“

Das Land unterstützt die Landkreise und kreisfreien Städte mit Investitionen in Höhe von vier bis fünf Millionen Euro jährlich beim Katastrophenschutz.

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Kommt es in Leipzig zu einem Terroranschlag, einem Stromausfall oder einer Überflutung, ist der Katastrophenschutz der Stadt gefragt. Er muss dafür sorgen, „dass die Auswirkungen des Ereignisses möglichst gering sind“, sagt Uwe Efer, Mitarbeiter beim Katastrophen- und Bevölkerungsschutz der Stadt.

Ruft der Oberbürgermeister den Katastrophenfall aus, bekommen die Behörden weitreichende Befugnisse. „Wir können dann in Grundrechte eingreifen“, erklärt der 56-Jährige. Unternehmen können zu Dienstleistungen gezwungen, Gebäude evakuiert, das Betreten bestimmter Bereiche kann verboten werden. Während des Hochwassers 2013 durften zum Beispiel Deiche nicht betreten werden, entlang der Flussläufe galt der Katastrophenfall.

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Improvisieren liegt eher den Einsatzkräften vor Ort

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Der Leipziger Brandrat Mathias Bessel
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In der Krise bildet die Stadt einen so genannten Verwaltungsstab, den der Oberbürgermeister leitet, und dem unter anderem die Branddirektion, das Ordnungsamt, Vertreter von Bundeswehr und Polizei angehören. Je nach Art der Katastrophe werden auch Energieversorger oder Hilfsorganisationen in den Stab geholt. Hier fließen alle Informationen zusammen, werden wichtige Entscheidungen getroffen. „Katastrophe ist Chefsache bei uns“, sagt Uwe Efer.

Im Notfall würden die Kollegen per Telefon alarmiert. „Bei Stromausfall müssten wir im schlimmsten Fall jemanden mit dem Fahrrad losschicken.“ Wo sich die wichtigsten Leute im Ernstfall treffen, soll lieber geheim bleiben, sagt Efer.

Was der Verwaltungsstab beschließt, muss im Katastrophenfall schnell umgesetzt werden. Dafür ist die Technische Einsatzleitung zuständig. „Wir haben ein System aus Feuerwehr, Rettungsdienst und THW, das stufenartig hochgefahren wird“, erklärt Mathias Bessel, Brandrat der Stadt. Die Mitglieder seien in ständiger Bereitschaft, „damit wir eine sehr schnelle Reaktionsgeschwindigkeit haben“, so der 49-Jährige.

Generell sei man mit dieser Organisation gut aufgestellt, so Bessel. „Woran diese Systeme oftmals ins Schlingern geraten, ist die Reaktionsfähigkeit auf bestimmte Punkte“, kritisiert er und meint damit unvorhergesehene Situationen. „Es gibt Dinge, die man im Vorfeld nicht planen kann“. Das Improvisieren liege eher den Einsatzkräften vor Ort, so Bessel.

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Der Leipziger Brandrat Mathias Bessel
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Uwe Efer über den Katastrophenschutz in Leipzig

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Menschen sollen sich nicht auf Behörden verlassen

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Uwe Efer vom Amt für Katastrophen- und Bevölkerungsschutz der Stadt Leipzig
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Auch Sachbearbeiter Efer gibt zu: „Beim Hochwasser 2013 standen wir vor einer ganzen Reihe von Herausforderungen.“ Ein Deichabschnitt im Südwesten drohte zu brechen, das Gelände war unzugänglich. „Die Frage war, wie kriegen wir Menschen und Ausrüstung dorthin?“ Schließlich stellte die Bundeswehr Hubschrauber bereit, zwei Baufirmen bauten einen provisorischen Weg – und die Sicherung gelang.

Uwe Efer sagt: „Der Katastrophenfall wird in der Regel nicht geübt, sondern nur einzelne Szenarien.“ Alle drei Jahre organisiert der Freistaat eine Landeskatastrophenschutzübung, zuletzt wurde das Szenario Pandemie unter anderem im Landkreis Leipzig trainiert. Außerdem üben die Städte und Landkreise regelmäßig das Zusammenspiel von Hilfsorganisationen mit Feuerwehr und Rettungsdienst. Die Übungen reichen vom Befreien einer im Auto eingeklemmten Person, über Brände bis hin zum sogenannten Massenanfall von Verletzten, einem Szenario, bei dem viele Schwerverletzte auf einmal behandelt werden müssen. Leipzigs Brandrat Mathias Bessel sagt: „Am Ende geht es immer darum, dass diese kleinen Zellen funktionieren.“

Beiden Katastrophenschützern ist es wichtig, dass sich die Menschen nicht komplett auf die Behörden verlassen. „Das ist ein Trugschluss“, sagt Uwe Efer. Im Katastrophenfall gebe es viele Unwägbarkeiten: Kommen genug Helfer zusammen? Wie funktioniert die Kommunikation? „Je größer und komplexer das Ganze ist, desto mehr Schwachstellen gibt es.“ Mathias Bessel appelliert an die Menschen, sich selbst vorzubereiten, „um nicht abhängig von den Maßnahmen des Katastrophenschutzes zu sein“.

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Uwe Efer vom Amt für Katastrophen- und Bevölkerungsschutz der Stadt Leipzig
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Katastrophenschützer Uwe Efer über Übungen für den Ernstfall

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Trümmer wegschaffen, zerstörte Abwasserleitungen reparieren, Menschen bergen: Ehrenamtliche vom Technischen Hilfswerks (THW) oder den Johannitern übernehmen vielfältige Aufgaben und unterstützen damit die Katastrophenhilfe.

Marco Leipert, THW-Zugführer des Ortsverbandes Borna, sieht neue Gefährdungen auf seine Mitglieder zukommen: Etwa bei einer Computerattacke auf einen Energieversorger rücke der Schutz kritischer Infrastruktur stärker in den Fokus. „Wie gehen wir vor, wenn der Strom im Krankenhaus ausfällt oder Trinkwasser nicht mehr gepumpt wird?"

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„Dafür werden seit den vergangenen Jahren verstärkt Pläne gemacht“, sagt Dirk Hofmann, stellvertretender Ortsbeauftragter des THW Borna. Vieles sei aber erst in den Anfängen. Bis das THW seine Fähigkeiten in diesem Bereich vollends ausgebaut hat, werde es noch eine Weile dauern.

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Falk Prochazka ist für den Katastrophenschutz der Johanniter in Leipzig zuständig.
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Auch der Plan für die medizinische Versorgung im Katastrophenfall ist noch „ein bisschen in der Strukturfindung“, sagt Falk Prochazka, der für den Katastrophenschutz der Johanniter in Leipzig zuständig ist. Je nachdem, wie viele Menschen von einer Katastrophe betroffen sind, rücken die Rettungsdienste mit unterschiedlicher Ausstattung aus. Sind es bis zu 50 Personen, kommt der Rettungsdienst.

Bei bis zu 500 Geschädigten rückt zusätzlich eine „Schnelle Einsatzgruppe“ mit einem Sanitätswagen und mehreren Transportfahrzeugen an. Die Gruppe übernimmt mit Generator, Medikamenten und Zelten die Erstversorgung der Verletzten. In vier Zelten können je bis zu zwölf Personen gleichzeitig untersucht, psychologisch betreut und behandelt werden. Sogar Notoperationen könne man darin durchführen, sagt Prochazka.

Sind mehr als 500 Menschen von einem Unglück betroffen, kommen die Rettungsdienste anderer Bundesländer hinzu, um möglichst schnell zu helfen.

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Falk Prochazka ist für den Katastrophenschutz der Johanniter in Leipzig zuständig.
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Falk Prochazka von den Johannitern in Leipzig über ihr Vorgehen im Katastrophenfall

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Dirk Benkendorff vom sächsischen Innenministerium
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Bisher hatten die Johanniter in Leipzig vor allem mit Evakuierungen nach Bombenfunden zu tun. Die Einsatzgruppe betreut dann Menschen, die ihre Unterkünfte verlassen mussten. Bewohner von Pflegeheimen oder Patienten von Krankenhäusern versorgen die Sanitäter medizinisch. Auch bei Straßenbahnunfällen rücken die ehrenamtlichen Helfer an oder als aus einer Gärtnerei giftige Gase austraten. „Die Terrorgefahr steht für unsere Arbeit nicht im Vordergrund“, sagt Prochazka.

Doch auch bei Massenansammlungen könne es zu Katastrophen kommen. Deshalb sind bei größeren Veranstaltungen, wie dem Kirchentag, immer präventiv Rettungskräfte vor Ort. Bislang haben die Johanniter ausreichend freiwillige Helfer.

Auch in den anderen Bereichen des Katastrophenschutzes habe man noch genügend Ehrenamtliche, sagt Dirk Benkendorff vom sächsischen Innenministerium. So sei beispielsweise die Zahl der Mitglieder der Jugendfeuerwehren in Sachsen von 10.000 im Jahr 2011 auf 13.000 in 2016 gestiegen. 60.000 Euro gehen vom Land jährlich an die Kommunen für die Nachwuchsförderung im Ehrenamt, betont er. „Doch das Problem des demografischen Wandels haben wir dadurch nicht gelöst“, so Benkendorff. Denn insgesamt betrachtet sinken die Zahlen der freiwilligen Helfer kontinuierlich.

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Dirk Benkendorff vom sächsischen Innenministerium
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Kann man einen Einsatz im Terrorfall üben?
„Direkt trainieren kann man so was schlecht. Das ist ein unheimlich großer Aufwand. Es gibt verschiedene Einsatzszenarien, die trainiert werden. Derart große Lagen künstlich darstellen zu wollen und dann auch noch echt wirken zu lassen, ist allerdings eine Herausforderung. Die schafft vielleicht Hollywood – aber die Polizei nicht. Wir trainieren natürlich die Bildung von Führungsstäben und die Bewältigung von Einsatzlagen im Tagtäglichen. Leipzig ist gekennzeichnet von einer Vielzahl von Großeinsätzen, wo man zumindest die Abläufe regelmäßig praktiziert.“

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Polizeisprecher Andreas Loepki über das Vorgehen der Polizei bei einer Katastrophe

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Wie würde die Polizei die Bevölkerung warnen?

„Wir sehen unsere vordergründige Aufgabe darin, über verschiedene Kanäle zu warnen. Wir haben ein Bürgertelefon eingerichtet, an das man sich wenden kann. Wir informieren über Twitter und Facebook und über die Presse, um eine möglichst große Reichweite zu erzielen. Wir wollen möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich bei einem Terroranschlag in Sicherheit zu bringen.“

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Sächsische Krankenhäuser bereiten sich mit Notfallplänen und regelmäßigen Übungen auf verschiedene Szenarien vor. Doch gerade Terror beunruhigt die Kliniken.

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Christoph Josten ist Chef der Unfallchirurgie des Leipziger Uniklinikums.
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Im Katastrophenfall sei es das Wichtigste, Chaos vermeiden, sagt Christoph Josten, der im Leipziger Universitätsklinikum die Unfallchirurgie leitet. Die Klinik bereite sich, wie viele Krankenhäuser, vor allem auf Terroranschläge vor, bei denen „sie innerhalb kürzester Zeit von einer Vielzahl von Patienten überrollt werden“. Das zeigten die Beispiele aus Berlin, Paris und Nizza. Bei den Terrorattacken der vergangenen 40 Jahre gebe es im Durchschnitt jeweils etwa 30 Tote und 180 Verletzte, so der 63-Jährige.

Im ersten Schritt sei es deshalb wichtig, die Patienten zu sichten und nach Schweregrad der Verletzung einzustufen. Je mehr Verletzte mit stark blutenden Wunden kommen, desto oberflächlicher würden diese behandelt, es gebe dann nur noch eine 'Massenmedizin', gibt der Professor zu. „Es wird nur noch entschieden: Überlebt jemand oder nicht.“ Der Arzt müsse abwägen, wie intensiv er sich um einen einzelnen Patienten kümmert, ohne die anderen zu gefährden. „Das ist eine schwere Aufgabe“, weiß Josten. „Deshalb sind mit der Bewertung nur die erfahrensten Ärzte betraut.“

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Christoph Josten ist Chef der Unfallchirurgie des Leipziger Uniklinikums.
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Christoph Josten über die Vorbereitungen seiner Klinik auf den Ernstfall

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André Gries ist ärztlicher Leiter der Zentralen Notfallaufnahme des Leipziger Uniklinikums
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Auch für André Gries ist ein Terroranschlag das wahrscheinlichste Szenario, auf das sich das Leipziger Uniklinikum einstellen muss. Der ärztliche Leiter der Zentralen Notfallaufnahme sagt: „Wir haben mit Schuss- oder Explosionsverletzungen kaum zu tun.“ Und ergänzt: „Selbst das beste Krankenhaus kommt nicht klar, wenn fünf Schwerverletzte gleichzeitig eingeliefert werden.“ Im Ernstfall müssen Patienten auf andere Krankenhäuser verteilt werden. Das Problem bei einem Anschlag sei: Die Leichtverletzten laufen meist allein in das nächstgelegene Krankenhaus. Es könne dadurch passieren, dass „die Strukturen zusammenbrechen, weil sie das nicht mehr managen können.“

In der Vergangenheit hat die Uniklinik in ein besseres Alarmsystem investiert. Im Notfall könne man innerhalb kürzester Zeit 100 der insgesamt 800 Ärzte ins Krankenhaus holen, ist sich Christoph Josten sicher. „Innerhalb von zwei bis drei Stunden könnten wir etwa die Hälfte der Ärzte mobilisieren.“ Alle zwei Jahre wird der Ernstfall geprobt und danach versucht, die aufgedeckten Fehler zu verbessern. Die Kosten für die Übungen, bei denen unter anderem Statisten und Beobachter bezahlt werden müssen, liegen im mittleren fünfstelligen Bereich, so der Chirurg. „Das Krankenhaus zahlt das alles selbst“, kritisiert der Arzt. Er wünsche sich finanzielle Unterstützung aus der Politik – für die Übung und das Equipment.

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André Gries ist ärztlicher Leiter der Zentralen Notfallaufnahme des Leipziger Uniklinikums
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Christoph Josten über die Gefahr von Terror im Klinikum

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Auch die Kliniken im Leipziger Land, in Delitzsch und Altenburg bereiten sich auf Notfallszenarien vor.
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Auch andere Krankenhäuser in Sachsen und Thüringen versuchen sich mit Notfallplänen bestmöglich auf den Ernstfall vorzubereiten. Die Sana Kliniken Leipziger Land trainieren vor allem Szenarien in sensiblen Bereichen wie der Notaufnahme, den OPs und Intensivstationen, so Sprecherin Janet Schütze. Der Regelbetrieb der Klinik gehe dann in einen Krisenbetrieb über. Grundsätzlich gilt: Alle Mitarbeiter können alarmiert werden, so Schütze und stünden somit bei Bedarf zur Verfügung.

Das Klinikum Altenburger Land greift dann auf Anruflisten zurück, die ständig aktualisiert werden und mit denen Ärzte, Pflegekräfte und weitere Mitarbeiter mobilisiert werden können. „Es hängt davon ab, wie weit der Arbeitsweg des Einzelnen ist. Bei Übungen dauerte es zwischen 10 und 60 Minuten, bis die Mitarbeiter eintrafen“, sagt Krankenhaussprecherin Christine Helbig.

Christian Scholz vom Kreiskrankenhaus Delitzsch sagt: „Wir sind auf Katastrophen gut vorbereitet.“ Im Notfall könne ein Großteil der rund 600 Mitarbeiter an den beiden Standorten in Delitzsch und Eilenburg herbeigerufen werden, so der 41-jährige Verwaltungsmitarbeiter. Auch auf eine Pandemie sei die Klinik eingestellt: „Dann würden wir festgelegte Bereiche das Krankenhauses abriegeln und Infektionsstationen einrichten“, so Scholz.


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Auch die Kliniken im Leipziger Land, in Delitzsch und Altenburg bereiten sich auf Notfallszenarien vor.
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Handy-App Nina soll warnen

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Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat nach den Terroranschlägen in den USA 2001 ein modulares Warnsystem, kurz Mowas, ins Leben gerufen. Ursprünglich diente es dazu, vor Kriegsgefahren zu warnen. Seit einer Weile aber können nicht nur die Bundesbehörde, sondern auch die Landesregierungen sowie Städte und Landkreise Informationen zu Katastrophen darüber verbreiten. In Sachsen werden diese per Fax, seit neuestem per Webeingabe an die Leitstelle in Hoyerswerda gesendet und dann über die Notfallinformations-App Nina an die Menschen im Freistaat weitergegeben. Bundesweit hat Nina derzeit zwei Millionen Nutzer.

Andere Städte in Deutschland nutzen zudem die App „Katwarn“ oder „Biwapp“. Darüber werden auch Informationen zu Schulausfällen oder Straßensperrungen verbreitet. „Nina“ sei nur für große Katastrophenfälle gedacht. „Sie soll diesen außergewöhnlichen Szenarien vorbehalten bleiben“, sagt Uwe Efer vom Katastrophenschutz der Stadt Leipzig. Zuletzt warnte die App vor dem Sturm „Herwart“.

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Dirk Benkendorff vom Innenministerium über Warnungen im Notfall

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Warnung über Fernsehen und Internet

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Das Warnsystem des Bundes kann die Informationen an alle Rundfunksender übermitteln, außerdem wird die Bevölkerung über die Internseiten der Ministerien sowie über Facebook und Twitter gewarnt. Das System sei sehr ausfallssicher, so Dirk Benkendorff, der im sächsischen Innenministerium für den Katastrophenschutz zuständig ist. „Der ganz große Vorteil ist, dass es satellitengestützt ist.“

Zusätzlich gebe es noch eine kabelgebundene Leitung unter der Erde, auf die man zurückgreifen könne, wenn der Satellit gestört sei. „Sie sind also zweifach abgesichert.

In Zukunft sollen die Warnungen auch über elektronische Werbetafeln, Straßenbahnanzeigen oder eine Art Warnblinksystem von Straßenlaternen verbreitet werden, so Benkendorff. Bisher liegen solche Pläne aber noch in weiter Ferne.

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Über 3500 Sirenen und Lautsprecher sind in Sachsen im Einsatz, warnen die Menschen ganz analog vor Gefahren, allerdings zumeist im ländlichen Raum. Jeder Landkreis, jede Stadt solle selbst entscheiden „was für die konkrete Situation am besten ist“, sagt Dirk Benkendorff.

In Dresden wurde vor einigen Jahren ein modernes Sirnenwarnsystem installiert, 210 sind derzeit im Einsatz. Im Mai 2006 ging die erste der neuen Sirenen in Betrieb. Zusätzlich sind auch Durchsagen möglich. Für mögliche Gefahrensituationen sind Warntexte gespeichert.

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Leipzig hat keine Sirenen

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Leipzig dagegen hat offiziell keine Sirenen zur Warnung der Bevölkerung, eine gebe es noch in einem Chemiebetrieb, ein paar sind noch als Relikte erhalten, weil Orte eingemeindet wurden. Doch wenn ihre Technik den Geist aufgibt, werden sie nicht ersetzt oder repariert. Der Grund: „Wir brauchen sie definitiv nicht mehr als Alarmierungsmittel für die Feuerwehr“, so Brandrat Mathias Bessel. Die Kameraden werden heute über digitale Funkmeldeempfänger informiert.

Doch was, wenn in Leipzig der Strom aufällt? „Die Fachwelt ist da hin- und hergerissen“, gibt Bessel zu. „Einige sagen, wir brauchen Sirenen, weil sie einen enormen Weckeffekt haben.“ Derzeit setze man jedoch auf andere Mittel, um die Bevölkerung zu warnen, etwa Straßenbahnfernsehen, Pressekonferenzen oder soziale Netzwerke.

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Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat mehr als 150 Lebensmittellager angelegt, die über das gesamte Land verteilt sind. Wo diese liegen, will die Behörde aber nicht verraten. „Die Standorte unterliegen der Geheimhaltung“, antwortet Caroline Fuchs auf Anfrage.

Sie ist Mitarbeiterin der Pressestelle der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, einer Behörde, die für den Einkauf und die Kontrolle der nationalen Krisenvorräte verantwortlich ist. „Bei einer Veröffentlichung der Standorte könnte es dazu kommen, dass die Lager in einer Versorgungskrise geplündert werden“, heißt es aus der Behörde.

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Gehortet werden Weizen, Roggen und Hafer. „Daraus soll im Krisenfall vor allem Mehl für die Brotversorgung der Bevölkerung hergestellt werden“, ist auf der Internetseite des Amtes zu lesen. Außerdem werden Reis, Erbsen, Linsen und Kondensmilch eingelagert. Diese Lebensmittel sollen im Katastrophenfall vor allem in die Großstädte gebracht werden. Das Ziel: die dortige Bevölkerung zumindest mit einer warmen Mahlzeit am Tag zu verpflegen. Nach etwa zehn Jahren werden Getreide, Reis und Hülsenfrüchte durch neue Ware ersetzt, der Altbestand wird verkauft.

Die Vorräte reichen allerdings nicht, um alle 82 Millionen Deutschen über einen längeren Zeitraum zu versorgen, sondern sollen nur „kurzfristig Engpässe in der Versorgung überbrücken“. Je nach Tagesration reichten die Nahrungsmittel einige Tage bis zu einigen Wochen. Die Lagerkosten beliefen sich im vergangenen Jahr auf 16 Millionen Euro. Bisher wurden die staatlichen Notvorräte noch nie an die Bevölkerung ausgegeben, auch nicht während des Jahrtausendhochwassers 2002.

Dirk Benkendorff vom sächsischen Innenministerium sagt, es gebe in den Katastrophenschutz-Einsatzzügen außerdem Feldküchen, die in den Landkreisen stationiert sind. „Damit können Sie im Schnelldurchlauf hunderte von Gerichten kochen.“ Auch Notbrunnen betreibt das Bundesministerium, um die Wasserversorgung im Fall einer Katastrophe zu sichern.

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In Leipzig hält man sich bedeckt, was das Thema Vorräte angeht. „Ja, es gibt die ein oder anderen Dinge“, lässt sich Mathias Bessel entlocken. Wo Nahrungsmittel gelagert werden und wie viele, das sei jedoch geheim. Der Brandwart der Stadt appelliert stattdessen an die Bürger, sich selbst Vorräte anzulegen. Auch sein Katastrophenschutzkollege Uwe Efer betont, dass man sich nicht auf die Behörden verlassen solle. „Das Bewusstsein, dass Supermärkte mal eine Woche nicht aufmachen, sollte vorhanden sein.“

Nur soviel: Im Ernstfall könne man auch auf Ressourcen anderer zurückgreifen, so Efer und nennt als Beispiel das Leipziger Studentenwerk. „Im Ereignisfall werden wir uns mit solchen Produzenten in Verbindung setzen und fragen: Was können wir da draus machen?“, so der Sachbearbeiter. Im Katastrophenfall haben die Beamten das Recht, Supermärkte gewaltsam zu öffnen. Das geschah vor einer Weile in Düsseldorf, als an einem Sonntagabend 300 Asylbewerber mit dem Zug ankamen und auf diese Weise erst einmal versorgt worden, berichtet Mathias Bessel.

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7 Sanitätspakete in Sachsen

In vielen Krankenhäusern werden Medikamente und Sanitätsmittel für den Notfall vorgehalten. „Damit können im Ernstfall Tausende Menschen versorgt werden“, so Dirk Benkendorff vom sächsischen Innenministerium. Im Verteidigungsfall könne der Bund den Ländern für die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung ergänzend Sanitätsmaterial zur Verfügung stellen, so Bianca Straube aus der Pressestelle des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

Dafür habe die Behörde sogenannte „Sanitätsmaterial-Basispakete“ beschafft. Diese enthalten Infusionslösungen, Arzneimittel und Medizinprodukte, die für 250 Patienten – davon 150 schwerverletzte und 100 leichtverletzte – für drei Tage reichen. In den Bundesländern lagern derzeit 17 dieser Pakete, sieben davon in Sachsen.

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Ein Brand in öffentlichen Räumen wie der Red-Bull-Arena oder dem City-Tunnel stellt für die Feuerwehr eine schwierige Situation dar. Die Orte unterscheiden sich von normalen Wohnhäusern. Im Brandschützersprech heißt es: „große Personenzahl, ortsunkundige Personen und es muss mit mobilitätseingeschränkten Personen gerechnet werden, die besondere Hilfe bedürfen“. Wie würde im Notfall die Evakuierung solcher Gebäude ablaufen?

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Für den Normalbürger soll der Weg aus der Arena „idiotensicher“ sein. Das klingt logisch, gestaltet sich im Einzelfall aber nicht immer einfach. In Stadien beispielweise sollen die Fans bei Panik immer zur Mitte hin flüchten können. Dies ist in der Red-Bull-Arena aufgrund der hohen Mauern zum Spielfeld hin nicht möglich, der Schlüssel zur Evakuierung liegt auf Ebene 5 zwischen Ober- und Unterrang.

Jeder Besucher, der das Stadion betritt, kommt über diese Ebene hinein. Im Ernstfall führen von sämtlichen Unterrängen die Fluchtwege über die Treppe auf Ebene 5. Von dort geht es über die 18 Brücken in Sicherheit. Auf den Oberrängen müssen die Besucher zuerst zu den sogenannten Mundlöchern gehen, von dort führen Treppen hinab auf Ebene 5. Durch die Einteilung in strikt voneinander getrennte vier Sektoren können die Verantwortlichen die Menschen im Notfall besser lenken.

Für den Notfall im Stadioninnenraum, also beispielweise bei Konzerten, gibt es einen ganz besonderen Evakuierungsplan: Die Menschen flüchten durch den Tunnel des Hauptausgangs im Osten, dazu kommt der extra dafür geschaffene Südost-Tunnel und der Südausgang.

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Wer sich bei einem Brand im Leipziger City-Tunnel an einer Haltestelle aufhält, sollte zwei Dinge unbedingt beachten. Erstens führt der Weg in die Sicherheit entgegen des eigenen Instinkts nicht über die Treppen, auf denen man in die Station hinein gelangt ist. Diese sind als Hauptzugangswege für die Feuerwehr gedacht und werden im Ernstfall mit verschiedenen Signalen gesperrt. Rettungsweg-Symbole leiten die Flüchtenden stattdessen zu Nottreppenhäusern an den Enden der Bahnsteige.

Zweitens gibt es für gehbehinderte Menschen oder Rollstuhlfahrer, die keine Treppen nutzen können, ausgeschilderte Brandschutzräume. Diese sind abgekapselt durch spezielle Brandschutztüren und verfügen über eine eigene Licht- und Frischluftversorgung, wer hier Schutz sucht, kann über die dortige Sprechverbindung Kontakt mit der zuständigen Zentrale aufnehmen und bis zur Rettung dort ausharren.

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Auch Krankenhäuser üben regelmäßig, wie sie bestimmte Bereiche im Notfall schnell räumen können, darunter auch Intensivstationen oder jene mit Frühgeburten. „Wir haben pro Jahr etwa 10 bis 15 ernsthafte Feuermeldungen“, sagt Christoph Josten, Chef der Unfallchirurgie der Leipziger Uniklinik. Im vergangenen Jahr brannte es in einer Schaltzentrale, wodurch einige Operationssäle nicht mehr genutzt werden konnten. Es gebe pro Jahr etwa 100 Tote, die in Krankenhäusern durch Brände sterben, sagt der Chirurg. „Bei einem Brand müssen Sie innerhalb von Minuten evakuieren, weil die Feuerentwicklung so hoch sein kann, dass sich selbst Eisenrohre verbiegen.“

Bei der Stadt Leipzig hat man vor allem durch Bombenfunde Erfahrungen mit Evakuierungen. Immer wieder müssen deshalb einige tausend Menschen eine Zeit lang an sichere Orte gebracht werden. Alten- und Pflegeheime haben meist eigene Notfallpläne, transportieren ihre Bewohner oft mit eigenen Autos in andere Heime. Das sei auch nötig, sagt Brandrat Mathias Bessel. Die Stadt könne im Notfall zwar ein oder zwei Altenheime evakuieren, aber „ist eine Vielzahl davon betroffen, werden wir nicht in der Lage sein, das zu meistern“.

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Christoph Josten über Evakuierungsszenarien in der Uniklinik

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Cornelia Riedel von der Bundeswehr in Sachsen
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Interview mit Cornelia Riedel, die in der Pressestelle der Bundeswehr in Sachsen arbeitet.

Wann wird die Bundeswehr im Katastrophenfall um Hilfe gebeten?

Dann, wenn die zivilen Behörden und Hilfsorganisationen weitere Unterstützung benötigen. Die Hilfe der Bundeswehr im Katastrophenfall ist immer nachrangig zu den Katastrophenschutzvorkehrungen der zivilen Seite. Diese Hilfe kann durch die Krisenstäbe, die sogenannten Verwaltungsstäbe in den Landkreisen, zu denen auch Soldaten der Bundeswehr gehören, angefordert werden. Im Lagezentrum im Landeskommando Sachsen bei uns in Dresden werden diese Anfragen koordiniert und bearbeitet. Wir pflegen außerdem enge Kontakte zu den sogenannten Blaulichtorganisationen, denn im Katastrophenfall kommt es darauf an, mit allen beteiligten Partnern gut zusammenzuarbeiten.



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Cornelia Riedel von der Bundeswehr in Sachsen
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Wie sieht die Hilfe konkret aus?
Auf Bundeswehrseite werden keinerlei Geräte, Lebensmittelvorräte oder ähnliches für den Katastrophenfall vorgehalten. Wir unterstützen im Notfall die zivilen Behörden mit unserer Militärtechnik und gegebenenfalls Manpower, also der Truppe selbst. Das können Hubschrauber sein, die Sandsäcke transportieren können, Brückenlegepanzer oder andere schwere Technik. Wir helfen auch, indem wir Gebäude bereit stellen und Notunterkünfte einrichten.

Gibt es bei der Bundeswehr spezielle Notfallpläne für verschiedene Szenarien, zum Beispiel eine Naturkatastrophe oder einen Terroranschlag?
Diese Notfallpläne gibt es bei der Bundeswehr nicht. Denn das sind originäre Aufgaben des zivilen Katastrophenschutzes.

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Wann war die Bundeswehr das letzte Mal wegen einer Katastrophe in Sachsen im Einsatz?

Das war beim Hochwasser 2013. Bundesweit waren damals etwa 20.000 Soldaten im Einsatz, um die zivilen Kräfte zu unterstützen, viele davon in Sachsen. Außerdem kam die Bundeswehr im Rahmen der sogenannten Amtshilfe zum Einsatz. Damit ist die generelle Verpflichtung aller Behörden gemeint, sich untereinander zu helfen, wenn es auf der zivilen Seite klemmt.

So konnte im Sommer zum Beispiel ein Hubschrauber der Bundeswehr bei einem Löscheinsatz in unzugänglichem Gelände in der Sächsischen Schweiz helfen. Auch in der Flüchtlingshilfe 2015/16 war die Bundeswehr beteiligt, hat in dieser Zeit unter anderem Kasernen in Leipzig, Dresden und Frankenberg als Erstaufnahmeeinrichtungen bereitgestellt. Außerdem wurden mehr als 2000 Soldaten in Sachsen eingesetzt, um beim Aufbau und Betrieb der Flüchtlingsunterkünfte zu helfen.

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Zu DDR-Zeiten spielte das Thema eine große Rolle. Doch gibt es heute noch öffentliche Schutzräume für die Bevölkerung in Sachsen?

Behörden geben Antworten, eine Berliner Firma Einblicke in einen alten NVA-Bunker im Thüringen.

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Uwe Efer vom Katastrophenschutz der Stadt Leipzig sagt, dass es vor einigen Jahren noch Bunker im Freistaat gegeben habe. Dann legte der Bund fest, dass man sie nicht mehr benötigt. „Ob das für alle Zeit so in Stein gemeißelt ist, kann ich nicht sagen. Möglicherweise wird das wieder zum Thema werden“, so Efer.

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Unter dem Delitzscher Barockgarten befindet sich noch ein 150 Meter langen Bunker.
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Momentan spielen Bunker in Leipzig jedenfalls keine Rolle. „Es gibt unterirdische Bauwerke und Hohlräume, die grundsätzlich als Schutzräume geeignet wären“, so Efer weiter. „Diese werden aber nicht bewirtschaftet oder für diesen Zweck unterhalten.“ Efers Tipp: Im Katastrophenfall sei man in der Citytunnel-Station am Markt „ganz gut sicher vor Gefahren“.

Auch Mathias Bessel würde vom „Bauchgefühl“ her da zustimmen. „Getestet wurde das aber nicht.“ Der Brandrat betont: „Wir haben uns darüber seit über 30 Jahren keine Gedanken gemacht.“ Und: Die Stadt wäre als Behörde dafür ohnehin nicht zuständig. Wenn, dann müsste der Bund eine Reaktivierung von Schutzräumen anweisen.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe erklärt auf Anfrage: „Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR existieren keine öffentlichen Schutzräume.“ Mitarbeiterin Bianca Straube antwortet, dass ihre Behörde keine Ahnung habe, „ob und in welchem Zustand noch ehemalige Schutzräume der DDR in Sachsen vorhanden sind“. Eine Wiederbelebung sei jedenfalls nicht vorgesehen.

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Unter dem Delitzscher Barockgarten befindet sich noch ein 150 Meter langen Bunker.
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Ein Berg neben einer vielbefahrenen Bundesstraße, drei Kilometer vor den Toren Jenas. Autokolonnen schieben sich achtlos daran vorbei. Wer ahnt schon, dass sich hinter einer unscheinbaren weißen Tür 20 Meter dicke Mauern aus Sandstein verbergen, sich endlose Gänge erstrecken, Menschen von der Außenwelt abgeschottet werden könnten. Zumindest theoretisch, denn der Bunker von Rothenstein dient solchen Zwecken schon längst nicht mehr.

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Martin Zänker ist der Objektverwalter des Bunkers in Rothenstein.
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Früher nutzte ihn die Nationale Volksarmee (NVA), später die Bundeswehr als Munitionslager. Aktuell steht der Koloss leer, es findet sich kein Investor, der das 21.000 Quadratmeter große Areal haben will. Aktuell gehört der Bunker der „Der Berg datastorage GmbH“, einer Gesellschaft mit Sitz am Kurfürstendamm in Berlin. Objektverwalter Martin Zänker – 35 Jahre alt, gegelte Haare, Fünf-Tage-Bart – hat die Schlüssel. Für ihn sei der Bunker „ein kleiner Abenteuerspielplatz“. Schließlich kümmert sich nicht jeder um so ein besonderes Gebäude.

Durch eine der Sicherheitstüren betritt Zänker jetzt das Innere, 18 Grad zeigt das Thermometer. Das Handynetz verabschiedet sich sofort, ein leicht muffiger Geruch schlägt dem Besucher entgegen – und das Gefühl, auf einer Zeitreise zu sein. Etwa 100 Meter über Zänker erstreckt sich der Berg. „Die Anlage war ABC-waffensicher geplant“, sagt er. „Damals hätte sie wahrscheinlich eine Atombombe ausgehalten.“

Auch heute gehört dieser Ort zu den sichersten der Welt. Erdbeben und Hochwasser können ihm angeblich nichts anhaben. Auch einen Terroranschlag würde man hier drinnen wohl gut überstehen. „Würde ein vollbetanktes Flugzeug oben in den Berg krachen, würde hier drin nichts passieren“, ist sich Zänker sicher.

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Martin Zänker ist der Objektverwalter des Bunkers in Rothenstein.
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Zwei Kontrollpunkte musste man früher passieren, ehe man hinein durfte in diese andere Welt. Die Pförtnerkabinen sind noch da, dahinter erstrecken sich lange Gänge, die von Neonröhren beleuchtet werden. Auf dem glatten Boden könnte man prima Rollschuh laufen.

In einem Raum steht noch ein Röhrenmonitor, Technik aus den 90er Jahren. Von hier wurden Außen- und Innenbereich des Bunkers überwacht. Entlang der Flure bohren sich mehrere 40, manchmal 80 Meter lange Röhren in den Berg, jede etwa fünf Meter breit und mit Spritzbeton ausgekleidet. Acht Meter dicke Mauern trennen die Stollen. „Hier waren ja explosive Güter eingelagert“, so Zänker. Wäre es in einer Röhre zu einer Explosion gekommen, hätte das die Munition in der Nachbarröhre nicht betroffen, ist sich Zänker sicher.

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Martin Zänker über autarkes Leben im Bunker.

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Die Dieselgeneratoren sind noch funktionstüchtig.
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Im Krisenfall würden hier drinnen heute einige tausend Menschen Platz finden. Was fehlt, ist eine Infrastruktur, um sie zu versorgen – es gibt keine Küche und gerade mal vier verstaubte Toiletten. „Die sanitären Anlagen sind auf 30 bis 40 Menschen ausgelegt, die zu DDR-Zeiten hier gearbeitet haben“, erklärt Zänker. Der Verwalter hat mit ehemaligen NVA-Angehörigen gesprochen. „Denen hat das hier Spaß gemacht“, erzählt er. „Einige haben sich manchmal für ein paar Tage einschließen lassen und den Ernstfall geprobt.“

Im Kriegsfall wäre es möglich gewesen, vier bis sechs Wochen zu überleben. Dann hätte man Lebensmittel in den Bunker geschleppt, die normale Wasserversorgung gekappt und Wasser aus einem 80 Meter tiefen Brunnen gepumpt. Dieselgeneratoren hätten die Stromversorgung übernommen. „Die sind noch voll funktionsfähig“, sagt Zänker und deutet auf eine Reihe grüner Maschinen aus den 70er-Jahren. Die Luftfilter stammen auch aus dieser Zeit. Zänker meint: „Aufrüstbar wären sie mit Sicherheit.“

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Die Dieselgeneratoren sind noch funktionstüchtig.
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Zänker hat jetzt das andere Ende des Bunkers erreicht, hier befindet sich die Kampfstofffilteranlage. „Im Ernstfall wäre die Luft von draußen gereinigt worden“, erklärt er. Kontaminierte Personen hätten zunächst eine Schleuse passiert, geduscht und dann frische Kleidung bekommen. Auch auf einen atomaren Unfall war man zu DDR-Zeiten vorbereitet.

Der Westen wusste wohl von der Anlage, hätte ihr aber nichts anhaben können, so Zänker. „Sie hätten höchstens die Außentore zuschütten können.“  23 Tonnen schwer und explosionssicher sind jene Türen, durch die Lkws damals die Munition transportierten. Wenn man wollte, sagt Zänker, könnte man den Bunker auch heute binnen kurzer Zeit abriegeln.

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Der Streifzug durch den Bunker geht weiter. Martin Zänker läuft vorbei am ehemaligen Speisesaal mit Durchreiche, an der ehemaligen Batterieladestation, an der zu Bundeswehr-Zeiten die Elektrogabelstapler geladen wurden, und erreicht jetzt den ältestes Trakt des Bunkers, den die Bundeswehr schon nicht mehr nutzte, weil er zu kleinteilig war. Hier sind die Wände nicht begradigt, wie Höhlen reihen sich die kleinen Räume aneinander.

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Martin Zänker über das Schleusensystem des Bunkers heute.

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Der gute Zustand des Bunkers  ist wohl auch der Grund für eine der skurrilsten Ideen, wie er künftig genutzt werden könnte. Der Amerikaner Robert Vicino hatte vor einigen Jahren den Plan, eine Art Luxusquartier für reiche Europäer zu erschaffen, einen Bunker mit Sauna, Swimmingpool, Theater und Frisörsalon, in der 1000 zahlungskräftige Kunden eine Krise überstehen können. 100 Millionen Euro wollte er investieren. Das Problem: Bisher haben sich nicht genügend Interessenten gefunden, die einen Platz in dem Fünf-Sterne-Bunker buchen wollen. Der Preis für ein Apartment beginnt bei 35.000 Euro.

„Er meint es schon ernst“, sagt Jörg Heitmann, Chef einer Berliner Immobilienfirma, die zu 50 Prozent an der Gesellschaft beteiligt ist, der der Bunker gehört. Er halte den Plan grundsätzlich nicht für Unsinn, obwohl er persönlich nicht an eine Umsetzung glaube. „Die Mentalität der Europäer und der US-Amerikaner ist verschieden“, sagt Heitmann. „Ich persönlich würde mich bei einem Atomschlag lieber mit einer Flasche Wein und einem Stück Käse draußen hinsetzen."

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Der ehemalige Speisesaal des Bunkers steht heute ebenfalls leer.
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Heitmann hofft indes eher auf andere Konzepte, „die nicht so abstrus sind wie ein Bunker für Millionäre“. Im Gespräch ist, das Areal als Sicherheitsdepot für Kunstschätze oder als Rechenzentrum zu nutzen. Laut dem Immobilienmakler eigne sich der Bunker „hervorragend“, um sensible Daten zu schützen. „Sie sind gesichert gegen Terror, Brand und Vernichtung.“ Bisher gebe es allerdings keine geeigneten Investoren, die mindestens einen dreistelligen Millionenbetrag in das Projekt stecken würden.

Der Bunker sei als Rechenzentrum nicht gefragt, weil er nicht in einem Ballungsgebiet liegt, ist sich Heitmann sicher. „In München wäre das längst verkauft.“ Der Unternehmer könnte sich auch vorstellen, aus den Röhren eine Art Schaulager für kommunale Museen zu machen – von Mineralien bis zum Oldtimer könnte man hier alle möglichen Objekte zeigen und auch für Publikum öffnen. Offiziell dürfen den Bunker derzeit allerdings nur 52 Menschen gleichzeitig betreten – mehr lässt der Brandschutz nicht zu.

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Der ehemalige Speisesaal des Bunkers steht heute ebenfalls leer.
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Heitmanns Firma muss dafür sorgen, dass der Bunker in seinem Ist-Zustand erhalten bleibt, das heißt lüften und heizen, denn die Luftfeuchtigkeit macht Probleme. Das Geld erwirtschaftet die Gesellschaft durch die Vermietung von 40.000 Hektar Gewerbeflächen auf dem Berg. Einige tausend Euro kostet die Unterhaltung monatlich, sagt Martin Zänker.

Würde sich niemand mehr um den Bunker kümmern, würde er anfangen zu verwittern. „Nach schätzungsweise fünf Jahren würde sich der Beton lösen.“ Selbst ein Bunker ist nicht gemacht für die Ewigkeit.

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Sie kommen, wenn es ernst wird: Seit einem Jahr hat Leipzig eine Spezialtruppe, die zu Unfällen mit unbekannten radioaktiven, chemischen, nuklearen oder biologischen Substanzen gerufen wird. Die so genannte Analytische Task Force hilft den Feuerwehren dabei, „Stoffe auf ihre Gefährlichkeit zu analysieren“, erklärt Brandrat Mathias Bessel.

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Thomas Peukert ist Fachberater ABC bei der Branddirektion Leipzig.
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30 Brandschützer sowie ein Chemiker der Universität Leipzig sind Teil der Einsatzgruppe, die die Einsatzkräfte im Katastrophenfall bei komplexen chemischen und nuklearen Lagen unterstützt. Dafür stehen den Spezialisten ein Einsatzleitwagen, zwei Erkundungskraftwagen sowie ein Gerätewagen zur Verfügung. Doch sie rücken auch dann an, wenn der Schaden nicht so groß ist. Zum Beispiel wenn sich in einem Chemiebetrieb ein Unfall ereignet oder bei Verkehrsunfällen unbekannte Substanzen austreten. Sie werden zu Problemlagen im Umkreis von 200 Kilometern gerufen. Mathias Bessel sagt, es sei gut, dass die Truppe auch im Alltag eingesetzt wird. „Das ist wie ein warmer Motor, er ist immer in Bewegung“, so der 49-Jährige.

Thomas Peukert, Fachberater ABC bei der Branddirektion Leipzig, sagt, auf Katastrophen dieser Art sei man in Leipzig gut vorbereitet: „Auf der chemisch-radiologischen Schiene sind wir sehr gut gerüstet.“ Der Hauptbrandmeister zeigt an der Feuerwache Südwest das Innenleben eines Einsatzwagens. Das mobile Labor ist vollgestopft mit Technik, bietet Platz für vier Arbeitsplätze. Der 52-Jährige erklärt die einzelnen Geräte, mit denen Gefahrstoffe in der Luft, aber auch in fester oder flüssiger Form analysiert werden können. Auch ein Kontaminationsmessgerät ist an Bord. Das zeigt an, „ob sich jemand radioaktiv beschmutzt hat“, so Peukert. Solche Geräte wurden auch in Fukushima genutzt, bei erhöhter Strahlung gibt das Gerät einen Alarm ab.

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Thomas Peukert ist Fachberater ABC bei der Branddirektion Leipzig.
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Bei ihren Einsätzen tragen die Feuerwehrleute spezielle gasdichte Schutzanzüge und ein Pressluftatmungsgerät auf dem Rücken. Ein leichter Überdruck sorgt dafür, dass keine Substanzen nach innen dringen können. Über ein Funkgerät kommuniziert der Träger mit dem Gruppenführer. „Maximal 30 Minuten kann man darin aushalten“, sagt Peukert. „40 oder 50 Grad heiß kann es da drin locker werden.“ Ein enorme Belastung für den Feuerwehrmann. Nach dem Einsatz werden die Anzüge gereinigt und in Folie verpackt entsorgt.

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In einem Fahrzeug der Task Force gibt es zudem ein Erkundungsmessgerät, das chemische Wolken in bis zu fünf Kilometern Entfernung messen kann. „Wenn eine Ammoniak- oder eine Chlorwolke durch die Stadt zieht, können wir genau sagen, wie groß die ist“, sagt Thomas Peukert.

Die Einsatztruppe war mit dem Gerät zuletzt beim G20-Gipfel in Hamburg im Einsatz. „Da haben wir den Luftraum der Messehallen überwacht“, so Peukert. Geprüft wurde die Umgebung vor allem auf Kampfstoffe, die schon in geringsten Mengen erfasst werden.

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Texte und Video-Interviews: Theresa Held, Thomas Bothe, Matthias Klöppel, Gina Apitz
Fotos und Videodreh: Dirk Knofe, Andreas Dymke, Stefan Straube, Dietrich Flechtner, Frank Schmidt, Christine Jacob
Schnitt: Leipzig Fernsehen
Grafiken: Andreas Dymke
Animation: Patrick Moye
Konzept und Produktion: Gina Apitz

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Übersicht

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Kapitel 1 Start Katastrophen

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Pandemie  im landkreis leipzig 2016   9
Kapitel 2 Teil 1: Szenarien

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Grossbrand in tschechischer fabrik keine schadstoffe in sachsen
Kapitel 3 Szenario Terroranschlag

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Terroruebunghbf2017dk0110

Terroruebunghbf2017dk0095

Terroruebunghbf2017dk0178
Kapitel 4 Szenario Unwetter

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Imago st 1030 14270015 80655265

Manuelvoigtdwd2017dk0016
Kapitel 5 Szenario Stromausfall

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Stromausfall im leipziger zentrum 3000 haushalte dunkel

Stromausfall im leipziger osten mehr als 2500 haushalte betroffen

Stromausfall legt kurzzeitig hauptbahnhof und teile der suedvorstadt lahm
Kapitel 6 Szenario Erdbeben

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Drwendtcollm2017dk0005
Kapitel 7 Szenario Atomunfall

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Deutsche akws %283%29

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Helmholtzzentrumdk20170003
Kapitel 8 Strahlung

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Kapitel 9 Teil 2 Krisenvorsorger

Survival46

Survival84

Survival23

Survival14
Kapitel 10 Krisenvorsorger

Christoph unger afp

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Prepper2017dk0012

Prepper2017dk0034
Kapitel 11 Der Psychologe

Katastrophenschutzsoziologe2017dk0010

Katastrophenschutzsoziologe2017dk0025

Katastrophenschutzsoziologe2017dk0015

Titel flut
Kapitel 12 Teil 3 Katastrophenschutz in Sachsen

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Brandschutz%c3%bcbung os falkenhain 2017 %283%29

Dsc 0222

Dsc 0288
Kapitel 13 Die Ehrenamtlichen

Thw borna

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Kapitel 14 Die Polizei

Terroruebunghbf2017dk0244

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Kapitel 15 Krankenhäuser

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I 20141120007057

I 20141120007062
Kapitel 16 Warnung der Bevölkerung

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Kapitel 17 Vorräte

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Kapitel 18 Evakuierung

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Kapitel 19 Bundeswehr

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Kapitel 20 Teil 4 Bunker in Mitteldeutschland

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Sbahnnahverkehrle03
Kapitel 21 Der Bunker in Rothenstein

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Luxsusbunker2017dk0037

Luxsusbunker2017dk0004
Kapitel 22 Anayltische Task Force

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Feuerwehrleipzigdk20170093
Kapitel 23 Weitere Reportagen

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